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schon mit einander bis ans anderthalb Meilen hinangezogen waren, sagte Plötzlich Gleißenwolf: Ich bin nun weit genug mitgekommen, lebt wohl, Graf Eberhard, wir wollen von nun an wieder stehen, wie wir früher gestanden! Mit diesen Worten spornte er sein Pferd im Kreise, jagte zur Linken hinweg und ritt nach Hanse. Unterwegs begegnete ihm eine Heerde aus dem nächsten Dorfe, welches Zuffenhausen hieß, von der er und seine Reisegefährten einen guten Theil abschnitten und mit sich wegtrieben. Da kommen eilends die Landlente uach Stuttgart uud erzählen wehklagend, was ihnen von Räubern widerfahren sei. Da lachte Graf Eberhard: Ha, ha, der alte Wolf hat sich Kochfleisch geholt!"
Uhlcmd hat die ganze Hilfsleistung des Wunneusteiuers, die bei Crusius hiuterher erzählt wird, organisch in die Haupthandlnug verflochten, und wie er in der „Schlacht bei Rentlingen", deren Hauptfigur ja der juuge Graf Ulrich ist, doch in der letzten Strophe
Dcm Vater gegenüber sitzt Ulrich an dem Tisch, Er schlägt die Augen nieder; man bringt ihm Wein und Fisch; Da faßt der Greis ein Messer nnd spricht kein Wort dabei Und schneidet zwischen beiden das Tafcltuch entzwei.
deil Blick ans den alten Greiner, der den Mittelpunkt des Ganzen bildet, zurücklenkt, so hat er auch hier in der „Döffinger Schlacht" durch die Verse
Der stolze Graf entgegnen „Ich hab' sein nicht begehrt: . Er hat umsonst die Münze, die ich ihm einst verehrt."
geschickt deu Zusammenhang znm „Ueberfall im Wildbad" hergestellt. Anch der Schluß des Gedichtes, wo dem alten Eberhard die Knnde kommt, daß für seinen im Kampfe gefallenen Sohn der Himmel schon Ersatz geschenkt habe, da die Gemahlin seines Enkels Eberhard, Antvnia, eines Knäbleins genesen sei, und der Alte nnn in die Worte ausbricht:
„Der Fink hat wieder Samen; dem Herrn sei Dank nnd Preis", stammt wörtlich aus Crusius. Die oft mißverstaudenen Worte „der Fink hat Samen" bedenten: „der Fink hat wieder Fntter", man kann getrost in die Zukunft blicken.
Die zweite Ballade uuseres Cyklus: „Die drei Könige zu Heimsen" behandelt eine Begebenheit, die gar nicht unter Eberhard's des Greiners Regierung, sondern erst ins Jahr 1395, also drei Jahre nach seinem Tode und w die Regierung seines Enkels Eberhard's des Milden fällt. Zu der poetischen Lieenz, sie in die Zeit des alten Eberhard zn verlegen, hatte Uhland aber guten Grund: offenbar wollte er, wie in den letzten beiden Gedichten den Ulrich, fo in den ersten beiden den Greiner das eiuemal unterliegend, das an- deremal siegreich zeigen, so daß der ganze Cyklus sich in zwei parallele Paare