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Aus dem alten Leipzig.
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dem Dvetor Gefler und sagte:Mein Herr, auf den Hieb für Jchre Einfälle!" Kmun war ich in der Stellung, als ich ritterlich dranflos hieb, es setzte Staub und Schlüge, Gefler hielt sich auch brav, bis der Fechtmeister kam und uns anseinanderbrachte. Die Fahueu wurdeu nuu uoch höher und ansehnlicher gemacht, und dabei blieb es."

Nun ging es an die Einrichtung des sogenannten Stabes, das waren der Redner, die zwölf Marschälle und der Trüger des Gedichtes, welches dem Gegenstände des Festaufzuges überreicht werden sollte. Zum Redner wählte man den Theologen Lischke aus Meißen, welcher der längste der damaligen leipziger Mnsensvhne war und eine gewaltige Baßstimme besaß, die durch ihren Donner sich vortrefflich zur Vertreterin der tausend Zungeu hinter ihr eignete. Das Gedicht sollte ein Herr v. Exter aus Hamburg auf einem reich mit Goldfransen geschmückten rothen Sammetkissen tragen. Es nannte sich Emil", war vou Clodius verfaßt uud auf Silberglace gedruckt, v. Exter ließ sich, um seine Rolle recht würdig zu spielen, ein feines Scharlachkleid, das mit Goldtressen besetzt war, dazu bauen und vergaß uicht, sich eiueu langen Degen dazu anzuschaffen. Der Inhalt des Gedichts aber war eine moralische Erzählung", in welcher der Emil des Poeten, durch jugendlichen Leichtsinn und Leidenschaft verführt, seinen ihn davor warnenden Lehrer, einen würdigen Greis, mit entblößtem Degen umzubringen trachtete. Der betagte Mentor aber ließ sich nicht irre machen, sondern betete für den Verirrten, und so bereute dieser und fiel seinem Ermahner weinend und um Verzeihung bittend um den Hals. Darauf hieß es zum Schlüsse:So hast auch du, v Burscher, für uns gebetet und gewacht und so viel Gutes gethan, daß wir dir einmüthig ein Opfer des Dankes und der Empfindung bringen." Wir meinen, der wackere Clodins Hütte am Ende etwas weniger Geschmackloses liefern können, und erwähnen nnr noch, daß der Zug im November 1782 wirklich vor sich giug, daß er sich mit seinen Marschällen, Musikchören, Fahnen­trägern und Adjutanten sehr stattlich ansnahm, daß man erst dem Stadt­kommandanten, einein Grafen Vitzthum, dann dem Bürgermeister, Kriegsrath Müller, und dann dem Doetor Burscher die Honneurs erwies, der uicht recht wußte, was der von Ronssean geborgte Emil mit ihm zu thun hatte, aber trotzdemsehr erschüttert, betroffen und bewegt" war, daß man die Fackeln zu­letzt auf dem Thomaskirchhofe verbrannte, und daß die ganze Feierlichkeit, Dank den aufgestelltenHäschern" mit ihren gefürchteten Wurfstaugen, ohne alle Störung verlief.

Einige Mouate darauf verließ unser Berichterstatter die Universität, nm nach einem Besuche Dresdens über Lübeck zur See nach Hause zurück­zukehren. Vorher aber machte er in Leipzig noch die Bekanntschaft der Grmzboten III. 1877. 40