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kurzen Silben feststellen, e term«5 nnd e ouveit, durch sorgfältige Mzentuirnug unterscheiden, poetische und prosaische, gewöhuliche uud getragene Ausdrucksweise genau auseinanderhalten. Man hatte sogar die Absicht, ein besonderes orthographisches Wörterbuch zu verfassen; dasselbe kam aber mn so weniger zu Staude, als schon das einfache Dictivnnaire eine Art Penelope-Arbeit wurde. Als man sich endlich 1638 aus Werk machte, brauchte man neun Monate, um mit dem Buchstaben A fertig zu werdeu. 1649 starb Vaugelas, einer der Hauptarbeiter am Wörterbuch, und seiue Gläubiger belegten seine Papiere und darunter seine Beiträge zn jenem mit Beschlag und gaben sie erst nach zwei Jahren wieder heraus. Nach ihm leitete erst Eudes de Mezeray, dann Desmarais das Unternehmen. Erst 1687, also nach etwa fünfzig Jahren, wurde die Hälfte ^ bis N gedruckt, aber uicht verkauft, uud erst 1694 erschien endlich das Ganze in etymologischer Ordnung. .1718 folgte iu alphabetischer Ordnung die zweite Auflage. Vergleichen wir diese Leistung der Akademie mit Littre's jungst erschienenem großen Wörterbuche, der Arbeit eiues einzelnen Mannes, so erscheint uns der Verdruß der Zeitgenossen über den langsamen Fortgang jenes Werkes begreiflich. Man könnte denselbeu zwar mit dem' Mangel'an Vorarbeiten entschuldign?, aber es fehlte an solchen nicht völlig; denn man hatte die Wörterbücher von Estienne, Nieot und Morel, die zum Theil recht brauchbar waren/ Als das Dietionnaire der Akademie endlich erschien, wurde es bald von Werken wie die von Richelet uud Menage überholt.
Noch weniger glänzend fiel der Versuch der Frauzösischen Akademie aus, eine maßgebende Sprachlehre zu verfassen, der nach Chapelain's Vorschlag eine Rhetorik 'und eine Poetik folgen sollten. Diese beiden letzteren kamen gar nicht zn Stande, und die Sprachlehre hält den Vergleich mit der unendlich wissenschaftlicheren und tiefereu Grammatik von Port-Royal nicht aus. Schou über die philosopischeu Prinzipien hatte man sich nicht verständigen können, bis man die Arbeit schließlich Desmarais übergab, der aber über die Behandlung der Redetheile nicht hinaus kam. Auch das eiumalige Eiugreifen der Akademie ans ästhetischem Gebiete endlich — wir meinen ihre Vernrtheilung des Cvrneille'schen Cid — war, wie bemerkt, nicht zn loben. Die wissenschaftlichen Leistungen der Französischen Akademie sind also ziemlich dürftig. Sie ist beinahe zn allen Zeiten weniger eine Werkstätte als eine Dekoration der Gelehrtenwelt gewesen', wie mehr oder minder alle diese Körperschaften, die noch überdies unter ihren Giebeln vorzügliche Gelegenheit zum Nesterbau für Cliquen bieten.
Lin Minister in Mrtibns.
Berlin, 9. Juni.
Vor einigen Wochen brachte ein berliner Lokalblatt die Nachricht, der Minister des Königlichen Hauses, Freiherr von Schleinitz, habe sich bewogen gesunden „die bekannten Grenzboteuartikel vorzulegen" (wo oder wem, war nicht gesagt) und eine Untersuchung darüber zu beantragen, ob dieselben „aus dein Preßbüreau" (ans welchem, blieb ungewiß) hervorgegangen seien. Beruf des genannten Ministers ist, abgesehen von den Hosfnnktionen, die wir nicht genan kennen, das Königliche Hausvermögen zu verwalten nnd dnrch einsichtige Wirthschaft zn vermehren. Das Hansministerium ist nach Rönne keine Staatsbe-