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forderliche Zustimmung und Unterstützung zur Ausführung von Maßregeln auf dem Gebiete der Zoll- und Handelspolitik und des Steuerwesens, die er für unerläßlich' hält, nnd die bisher nicht in Angriff genommen werden konnten.
„Wenn ein Jäger matt und müde geworden sei durch Herumstreifen auf Kartoffelfeldern" — so äußerte sich der Fürst vor ewigen Monaten in Gesellschaft von Freunden — „und nach Hause zu geheu verlange, so werde man ihn dadnrch nicht zurückhalten, daß man ihm etwa sage, in der Nähe wären Rebhühner zu schießen, wohl aber, wenn mau ihm mittheile, in der nächsten Waldbucht lagerten Sauen. Für eine Sauhatz würde er wieder Muth uud Kräfte habeu."
So erzählt nus — beiläufig nicht recht genau — eiuArtikel der „EölmZeit.", dessen Verfasser in unmittelbarster Nähe des betreffenden Ministers zu suchen sein wird, und der deshalb durch den scherzenden nnd nicht gerade leise ironischen Ton, in welchen: an mehreren Stellen die Hindernisse der Reform behandelt werden, um so mehr auffallen muß. Die Dentuug des Gleichnisses, die er gibt, ist insoweit richtig, als unter dem zu erlegenden Hochwilde gewisse Verbesserungen der Zoll- uud Steuergesetzgebung und des Eisenbahnwesens gemeint waren. Aber der Korrespondent verschwieg die eigentliche Moral des Bildes, und wenn es in seiner Darstellung hieß: „Sobald Fürst Bisinarck im Stande sein wird, vollständige uud motivirte Pläne vorzulegen, welche die Kritik bestehen (sie), wird es ihm in dieser großen Frage der haudelspvlitischeu Reform unseres Erachtens au einer großen uud festen Mehrheit im Reichstage nicht länger fehlen", und wenn dann Aehnliches in Betreff der Steuergesetzgebung und des Eisenbahnwesens behauptet wurde, so verschob er die thatsächlichen Verhältnisse und Umstände. Es handelt sich nicht um Vorlegung von Plänen von Seiten des Reichskanzlers, welche „die Kritik" — zunächst natürlich des Ministers, in dessen Ressort sie gehören, dann des Reichstages — „zu bestehen" hätten. Selbst mit solchen Vorschlägen vorzugehen, liegt durchaus nicht in der Absicht des Reichskanzlers. Er wünscht die angedeuteten Reformen, denkt aber nicht daran, seine Wünsche selbst in Pläne umzugestalten und als Gesetzentwürfe der Volksvertretung zu unterbreiten. Er erwartet, daß seine Kollegen dieß übernehme», er hat ihnen diese Erwartung ausgesprochen, und daß der Versuch, sie zu solcher Initiative zu veranlassen, erfolglos geblieben ist, gehört, wie uns die „Post" vom 19. April — wir glauben, aus bester Quelle — versichert, zu deu Gründen, welche den Kanzler bewogen, seinen Abschied zu verlangen.
Die eigentliche Moral jenes Jagdbildes lag nach der „Post" in dem, was der Reichskanzler bei der Gelegenheit hinzufügte, und das lautete;
„Er könne nur danu im Dienste bleiben, wenn seine Kollegen zu den ve-