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Geburtsstadt, indem er die zu seiner Bewachung bestellten Diener des Königs duschte. Mit einem letzten Blicke auf die theuren Orte sagte er mit sanfter Stimme: „Bevor ich nicht das Aufhören von Geburt und Tod erreicht habe, werde ich Kapilawastu nicht wieder betreten; ich werde nicht eher dahin zurückkehren, als bis ich die erhabne Wohnung, da weder Alter noch Tod ist, und das reine Wissen erreicht habe. Wenn ich wieder hierher komme, wird Kapilawastu wach sein und nicht mehr vom Schlafe befangen." Nachdem er die Grenze der Staaten seines Vaters gewonnen, legte er seine Prunkgewänder ab, schnitt sich das Haar, zog das Kleid eines büßenden Bettlers an und nannte sich Ssakjamuni, „Einsiedler vom Stamme der Ssakias" und Ssrcimana Gautama, „Asket vom Geschlecht Gautamas".
Zunächst zog Ssakjamuni nicht in die Einsamkeit; denn er wollte vorher mit der bramanischen Lehre genauer bekannt werden und sich an ihr prüfen. So wanderte er, fortan von Almosen lebend, nach der Stadt Waißali, wo er in die Schule des berühmten Bramanen Arata Kalcuna eintrat. Aber bald Zerließ er ihn, indem er sagte: „Diese Weisheit Aratas ist keine wahrhaft befreiende, nach ihr leben heißt nicht wirklich Erlösung gewinnen und das Elend ^'schöpfen. Aber ich bedarf noch tieferer Nachforschung." Damit begab er sich uach Radjagriha, der Hauptstadt von Magadha, wohin ihm der Ruf des Opfers, das er durch seinen Verzicht auf den Thron gebracht, seines Wissens und seiner strengen Lebensweise vorausgegangen war. Hier wurde er Schüler des Bramanen Rudrccka, der sür einen noch größeren Weisen galt als Arata. Bald aber trennte er sich auch von diesem, indem er zu ihm sprach: „Freund, dieser Weg führt nicht zur Gleichgültigkeit gegen die Dinge dieser Welt, nicht zur Befreiung von der Leidenschaft, nicht zur Verhinderung des Wechsels im Dasein, nicht zur Ruhe, zur vollkommnen Erkenntniß, zum Nirwana." Fünf Mitschüler folgten ihm, als ^r sich nun in die Einsamkeit begab, die er zuerst auf dem Berge Gaja, dann an einem Orte Namens Uruwilwa am Ufer der Naircmdjana suchte. Hier erkannte er vollkommen das Ungenügende des Wissens der Bramanen und begann sich stärker als sie zu fühlen. Aber es blieb ihm noch übrig, sich gegen sich selbst zn befestigen, und obwohl er die Uebertreibung der bramanischen Askese uicht billigte, beschloß er, sich zu vollständiger Dämpfung seiner Sinnlichkeit eine Zeitlang den härtesten Entbehrungen auszusetzen. Nachdem er sich sechs ganze Jahre kasteit, erkannte er, daß die übertriebenen Fasten seine Denkkraft schwächten. Er begann also reichlichere Nahrung zu sich zu nehmen, und als seine Gefährten dies sahen, verließen sie ihn als einen Schwächling, der seine Gelübde gebrochen. Allein in Uruwilwa zurückgeblieben, setzte der Sohn Ssuddhodanas seine Betrachtungen fort. Er pflegte dabei unter einem großen