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Die diplomatische Vorgeschichte der deutschen Erhebung im Jahre 1813. 2.
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gewahrt werden soll; der zweite garantirte Preußen besonders noch Ostpreußen und eine» Landstrich, welcher diese Provinz territorial mit Schlesien verbinde. *) So verzichtete Preußen allerdings auf seinen polnischen Besitz zum allergrößteil Theile und ließ sich auf die Entschädigung durch erst zu erobernde Gebiets­theile des nördlichen Deutschlands anweisen. Das war gewiß unsicher, aber um eineir geringeren Preis war die russische Hilfe uicht zu haben**), nnd sollte man in der That diese unwiederbringliche Gelegenheit zur Erhebung aus tiefer Ohnmacht verscherzen um einiger polnischer Fetzen willen? So stciud es doch nicht, daß Prenßen die Wahl noch gehabt hätte: zu Frankreich konnte es nicht zurück, es blieb uur der Anschluß an Rußlaud, weuu auch um einen hohen Preis. Nicht einzelne Männer trifft die Schuld dieses Abschlusses, wenn von einer solchen überhaupt die Rede sein kann, sondern die ganze Lage. Und spätere Geschlechter haben die Stunde gesegnet, welche entschied, daß Preußen, indem es die weiten Slawenlande des Ostens aufgab, ein ganz deutscher Staat werden und ganz Norddeutschland durchwachsen sollte.***)

Wir brechen hier ab. Selbst diese gedrängte Darstellung wird aber, so hoffen wir, gezeigt habeu, wie viel Neues aus den besprochenen Publikationen sich für diese Zeit ergibt, wie vielfach das Urtheil über Verhältnisse und Personen festgestellt, geändert, geläutert wird. Möchten die in Aussicht gestellten Veröffentlichungen ans dem preußischen Staatsarchiv nnd die weitere Be­nutzung der Wiener Archive, die Oncken besonders zu seiner Aufgabe gemacht hat, bald einem Nachfolger Ludwig Häußers gestatten, die Geschichte dieser einzigen Zeit in größerer Fülle uud schürferer Beleuchtung zu erzähleil, als es dem treuen Patrioten nnd trefflichen Historiker vergönnt gewesen ist!

*) Onckcn 269 f, Dunckcr 497 f. **) Höchstens hätte man, wie Lebzeltern später meinte (Onckcn 278), eine bestimmtere Fassung des Artikels über jenen polnischen Landstrich erlangen können, wenn man nämlich die militärische Schwäche Rußlands besser übersehen hätte.

***) Der Vertrag ist gezeichnet zu Breslan 27. Februar, zu Knlisch 28, Februar. Oncken 262 f. Ich kauu auch Oncken darin nicht ganz Recht geben, daß er meint, Prenßen habe Warschau als Tauschobjekt fordern sollen, mit Norbchaltuug seiner Einräumung an Ruß­land, sobald es in Deutschland entschädigt sei. S. 283. Nesselrode hat später'Lcbzcltcr» gegenüber betont, die Rücksicht ans die Armee (vor allem auf die starke Militnrpartci) habe die Einräumung Warschaus unmöglich gemacht. Onckcn 277. Und damäls hätte man dieser Armee zumutheu solle», das eroberte Land vor preußischen Garnisonen zu ränmcn? Ueber das Ganze Häußer IV 62 f., ohuc den Kern der Differenz zu treffen.