Beitrag 
Denkmäler des Mittelalters und der Renaissance in Sachsen. II.
Seite
496
Einzelbild herunterladen
 

4S6

Ein Stück der Empore mit einem Theile der Lebensalter des weiblichen Geschlechtes zeigt Tafel 22. Jede Altersstufe ist nach der im Mittelalter beliebten Symbolik durch einen neben der Frau auf einem Wappenschilde angebrachten Vogel charakterisirt.*) Die daran zunächst sich anschließende Darstellung zeigt einen Mann mit einem Spruchzettel, dessen Inschrift freilich in der Abbildung so gut wie nicht zu lesen lautet:1499 ist ge­legt das Fundament, 1325 ist das Werk vollendt." Andreae erwähnt diese Reliefs mit keiner Silbe, eben so wenig die auf Tafel 18 erkennbaren des Predigtstuhles, welcher, wie es in einer handschriftlichen Annaberger Chronik des 16. Jahrhunderts heißt (bei Spieß, S. 201) 1516von Bilech a u cken ausgesetzet" ist. Die beiden auf Blatt 23 vereinigten Gemälde zwei Altarflügel, eine Maria mit dem Jesuskinde auf dem Halbmond stehend und eine heilige Katharina sind, wie der Herausgeber jedenfalls richtig ge­sehen hat, von ein und demselben Künstler gemalt. Waagen ist nicht auf diese Wahrnehmung verfallen, wohl nur weil die Bilder in der Kirche an verschiedenen Stellen hingen; hat man den Vergleich so bequem wie hier in der Photographie, so kann kaum ein Zweifel darüber sein. Die Katharina war Waagen geneigt, nach dem auf dem Bilde befindlichen Monogramm, das man mit einiger Phantasie II K lesen kann, für eine Jugendarbeit des jüngern Holbein zu halten. Die Holbeinausstellung in Dresden hat jedoch gelehrt, daß das Bildgar nichts mit Holbein gemein" hat.**) Von be­freundeter Seite werde ich darauf aufmerksam gemacht, daß beide Bilder an den Meister des Hallischen Altars erinnern sollen. Der Taufstein auf Tafel 25 ist im Jahre 1556 aus der Cisterzienserkirche in Grünhayn nach Annaberg versetzt worden.

lieber die Kunstwerke in Lauenstein vermag ich nichts genaueres bei­zubringen. Worauf die von Andreae gegebene ungenau-genaue Angabe, das Portal seium 1601(?)" gefertigt, sich gründet, weiß ich nicht. Jul. Schmidt erwähnt in seinen oben mehrfach angeführtenBeiträgen zur Kunstgeschichte Sachsens" (S. 161) das Monument Günther's von Bünau in einer Kapelle hinter dem Altare der Kirche in Lauenstein, welches laut des Con- tractes 1611 von dem Bildhauer Lorenz Hörnung in Pirna aus Sand­stein, Marmor und Alabaster,allermaßen wie ihm die unterschriebene Vi- sirung angegeben", verfertigt worden sei, und vermuthet, daß der Entwurf dazu von Nosseni herrühre. Ob das von Andreae abgebildete Portal zu diesem Begräbniß gehört, ist leider bei den abscheulich oberflächlichen Angaben des Herausgebers nicht zu errathen.

') Deutlicher abgebildet sind vier dieser Reliefs bei Puttrich, Lfg. 19 und 20, Tf. S. Nach A. v. Zahn's Urtheil in den Jahrbüchern für Kunstwissenschaft V, S. 209, dem auch Weltmann (Holbein und seine Zeit, 2. Aufl., S.) beigetreten ist.