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Die Sage vom Ring des Polykrates.
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Dame wendete sich, da sie sich unschuldig wußte, an Kentigern und bat ihn, ihr zur Rettung ihrer Ehre behilflich zu sein. Nicht lange nachher ging der Heilige am Flusse spazieren, und als er jemand dort fischen sah, gebot er ihm, ihm den ersten Fisch, den er fangen würde, zu bringen. Dieß geschah, und siehe da, der Fisch hatte den Ring der Dame im Munde, und als derselbe ihr dann übersandt wurde, war das Mißtrauen des Gemahls beschwichtigt."

Gordon erzählt die Sage nach dem Aberdeen Brevier in seinerGeschichte Glasgows" anders.Die Königin von Cadzow hatte bei ihrem Gemahl, dem König Roderick, den Verdacht erregt, mit einem Ritter, den er zur Jagd eingeladen, ein vertrautes Verhältniß zu haben. Da er aber keine Beweise hatte, so wartete er eine Gelegenheit ab, um den Mantelsack des Ritters, wenn er schliefe, zu durchsuchen. Die Gelegenheit fand sich, und der König entdeckte in dem Sacke einen Ring, welchen die Königin dem Ritter geschenkt hatte. In seinem Zorne warf er ihn in den Clyde, und als sie nach be­endigter Jagd in das Schloß zurückkehrten, fragte der König im Laufe des Abends seine Frau, wo sie den Ring hätte. Sie konnte ihn nicht vorzeigen. Darauf bedrohte sie ihr Gemahl mit dem Tode, wenn sie nicht stracks den Ring herbeischaffe. Sie schickte erst eine ihrer Mägde zu dem Ritter, und da dieser den Ring auch nicht fand, wurde ein Bote nach Cathures (Glasgow) gesandt, welcher dem heiligen Mungo Alles gestehen und ihn um seine Hülfe angehen sollte. Der Apostel von Strathclyde empfand Mitleid mit der reuigen Königin. Sofort schickte er einen seiner Mönche nach dem Flusse, um dort zu angeln, wobei er ihm die Weisung ertheilte, den ersten Fisch, den er fangen würde, lebendig heimzubringen. Der Mönch that, wie ihm geheißen, Sanct Mungo fand den Ring im Maule des wunderbaren Fisches und übersandte ihn der Königin, die ihn ihrem Gemahl übergab und dadurch ihr Leben errettete."

Wir brauchen kaum hinzuzufügen, daß eine richtigere Erklärung jenes Wappens des alten Bisthums Glasgow in dem Ringe den Bischofsring und in dem Fische ein Sinnbild des Reichthums an Lachsen erblickt, dessen sich früher der Fluß erfreute, der am Fuße der Cathedrale von Glasgow vor­beiströmt.

Eine alte Ballade, die sichDer grausame Ritter" (IKo 0-uvl XnigKt,) nennt, erzählt, daß ein Ritter einst an einer Hütte vorbeiging, in der eine Frau in Kindesnöthen lag. Seine Kenntniß der geheimen Wissenschaften sagte ihm, daß das Kind, welches hier geboren werde, bestimmt sei, einst seine Gemahlin zu werden. Er versuchte, dem, was das Schicksal verhängt hatte, zu entgehen und einen so unedlen Ehebund unmöglich zu machen, indem er zu verschiedenen Malen das Kind umzubringen bemüht war. Aber immer