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Aus dem Elsaß.
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Selbstverwaltung gewissermaßen lahm gelegt und in dieser Hinsicht dem ge­meinen Recht des Landes entzogen zu sein. Diesen Gefühlen gab in diesen Tagen dasElsässer Journal" mit folgenden, vermuthlich aus der Feder eines Mitgliedes des Landesausschusses stammenden Worten Ausdruck:

Dieser Ausnahmezustand, in welchem sich die Stadt Straßburg befindet, hat hier (im Lande) den peinlichsten Eindruck gemacht. Man glaubte all­gemein, der Tag sei gekommen, an welchem die munizipale Dietatur ein Ende nehmen würde; denn ich nenne das eine munizipale Dictatur, wenn eine Stadt ohne Controle von Seiten der Nächstbetheiligten, das heißt der Stadt selbst, verwaltet wird. Konnte im Geiste der Regierung der mindeste Zweifel über die Gesinnung der Bevölkerung von Straßburg aufkommen, so konnte sie gewiß die neulich auf Hrn. Goguel gefallene Wahl beruhigen. Von wesentlicher Bedeutung ist es, daran zu erinnern, das i. I. '1873 der Südkanton Ihrer Stadt Hrn. Goguel zum Mitglied des Bezirkstages ge­wählt hatte, um gegen das Kaiser!. Decret zu protesttren, welches Ihre frühere Gemeindeverwaltung aufhob. Als Hr. Goguel gewählt war, hielt er es für angemessen, den vom Gesetze vorgeschriebenen Eid zu leisten und an den Arbeiten unserer Bezirksversammlung Theil zu nehmen."

Nichts rechtfertigt mehr die Ausnahmeregel, welche die Hauptstadt Elsaß- Lothr. betrifft. Das ganze Land würde es als eine Erleichterung seiner Lage empfinden, wenn die auf Ihrer Stadt lastende, abnorme Maßregel aufgehoben würde. Der Regierung selbst wäre es nützlich, wenn Straßburg die freie Verfügung über seinen munizipalen Haushalt zurückgegeben würde; denn da­mit würde sie mit eigener Hand ein Element des Mißvergnügens beseitigen, das so lange dauern wird, als diese Ausnahmemaßregel selbst, welche gar Niemand nützt, weder der Bevölkerung, noch der Verwaltung selbst."

Soweit die elsässische Stimme aus dem Volke. Doch muß man sich hier ganz besonders vor einseitiger Anschauung der Dinge hüten. Es gilt hier, wie auch bei den, für die Erweiterung der Befugnisse des Landes-Ausschusses geforderten Concessionen, vor Allem die goldene Regel:aucliatur et altöru, pg.rs!" Die Regierung hat allerdings ihre guten Gründe, zur Zeit wenigstens noch nicht auf derartige Wünsche einzugehen und aus dem Füllhorn der Volksbeglückung mit vollen Händen zu schöpfen. Was man aber von dieser Seite gegen die darauf bezüglichen Wünsche anzuführen pflegt darüber ein anderes Mal.

Die Veröffentlichung deroffiziellen Protokolle" über die Sitzungen des Landes-Ausschusses in der periodischen Tagespresse findet in derselben langsamen fragmentarischen Manier statt, wie im vorigen Jahre. Man hatte zwar anfangs versprochen, durch verschiedene Verbesserungen in der Redactions-Commisston der Protokolle eine Beschleunigung dieser Veröffent­lichung zu erzielen. Es ist aber, wie es scheint, Alles beim Alten geblieben. Die deutschen, halbamtlichen Blätter, dieStraßburger", dieNeue Mülhauser" und dieMetzer Zeitung", sind heute (20. Juni) erst an der elften,, das Elsässer Journal", welches den deutschen und französischen Text in abge­kürztem Rahmen publicirt, sogar erst bei der siebenten Sitzung, trotzdem der Schluß der Session nunmehr schon vor einem Monat stattgefunden hat. Es ist daher einstweilen noch ein Ding der Unmöglichkeit, sich ein Gesammt- bild von den diesjährigen Berathungen und ihren Ergebnissen zu machen, da ja, wie bekannt, die Oeffentlichkeit der Sitzungen noch immer ausgeschlossen ist, und es daher Ihrem Correspondenten nicht vergönnt war, einer einzigen dieser Sitzungen beizuwohnen. Die versprochene Uebersicht über die Ergebnisse der diesjährigen Session muß ich demnach wohl auf eine spätere Correspondenz