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Bosnien und die Bosnier. 1.
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häufen. Wer Leute hat, die ihm dienen, der verdirbt sie theils durch Tyrannei und launisches Wesen, das Unmögliches verlangt, theils durch gelassenes Zusehen, wenn sie faulenzen oder das Gebotene nur halb thun.

Der Serbe hielt sich, als der Türke noch in Serbien wohnte, rein von der Befleckung durch ihn. Er überließ dem Fremden meist die Städte und wohnte fern von ihm auf dem Lande draußen, wohin selten ein Muslim sich verirrte. In Bosnien herrscht der Türke in jedem Dorfe. Abenteurer aus allen Gegenden des Reiches, aus Albanien und Kleinasien, entlassene Kriegs­knechte, wandernde Derwische lassen den Bauern bei jeder Gelegenheit fühlen, daß sie zu seinen Herren gehören. Die Raja lebt im größten Theile des Landes in steter Demüthigung und unaufhörlicher Gefahr, gemißhandelt und beraubt zu werden. Kein Christ wagt, etwaigen Wohlstand zu verrathen, sich gut zu kleiden, seine Hütte stattlich zu bauen; denn sofort würden Neid und Habsucht ihm nehmen, was er sich erworben. Unscheinbar und dürftig muß er einhergehen. Begegnet er einem Turbanträger auf der Heerstraße, so muß er stehen bleiben, demüthig grüßen und warten, bis sein Herr und Gebieter vorüber ist.

Die Paschas verfahren mit dem Besitz ihrer christlichen Unterthanen ganz nach Willkür. Wenn ein Kaufmann zu reich wird, wird sein Vermögen mit Beschlag belegt und entweder zu Gunsten des Paschas verkauft, oder an Andre verschenkt. Will der Pascha jemand ausrauben, so entbietet er ihn in seinen Konak und verlangt von ihm ein Darlehn, das gewöhnlich auf eine hohe Summe sagen wir, zehn Beutel zu je 300 Piastern hinausläuft. Will der Gerufene nicht so viel geben, so wird er ohne Weiteres eingesperrt und seine gesammte Habe confiscirt. Wer ihm dagegen das Verlangte willig vorschießt, erhält das Versprechen, man werde ihm das Geld zu der oder jener Zeit zurücksenden. Naht sich aber diese Frist ihrem Ende, so läßt der Türke ihn durch seine Häscher gefesselt vor sich bringen und empfängt ihn mit allerlei Vorwürfen. Er soll eine Zollstätte umgangen, auf die Regierung geschimpft oder sich gerühmt haben, daß der Pascha sein Schuldner sei. Betheuert der arme Mensch seine Unschuld, so fährt ihn der Pascha grimmig an:Willst Du mir Koth in die Ohren stopfen. Christenhund? Fort mit ihm! Hinaus und zählt ihm hundert Hiebe auf." Der Kaufmann fällt dann auf die Kniee und bittet unter Thränen:Ach, wolle doch das nicht befehlen! Bei dem Leben Deiner Kinder beschwöre ich Dich, schone meiner. Ich bitte Dich, vergieb mir. Ich weiß, daß ich mich gegen Dich vergangen habe, aber ich will Strafe zahlen, soviel Du verlangst; nur vergieb mir." Die Schergen aber packen den Knieenden und schleppen ihn trotz seines Sträubens nach dem Hofe, wo man ihn auf den Bauch legt, um ihm die hundert Hiebe auf die nackcen Fußsohlen zu geben.