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Berichte allenthalben den Eindruck sorgfältiger Beobachtung, gründlicher Kenntniß der italienischen Zustände und parteiloser Anschauung. Damit sind sie ein Zeitbild von ungewöhnlichem Werthe für die politische und die Culturgeschichte Neu-Italiens, und als solches wollen wir sie hiermit bestens empfohlen haben. Wir fügen noch hinzu, daß die schuldig Befundenen zu lebenslänglicher Galeerenstrafe verurtheilt wurden, und daß unsre Schrift dieß in Betreff zweier derselben, die im Fanatismus gehandelt, nicht angemessen findet. „Das tragische Verhängniß, welches gut angelegte Naturen zu einer ungeheuren Frevelthat leitet", so schreibt sie, „findet seine richtige Lösung nur in der Vernichtung des Individuums, welches an die heiligsten Güter der Menschheit frevelhaft Hand angelegt. Diese Vernichtung sei aber in ihrem äußern Wesen eine würdige in dem Falle, wo die Motive der That nicht absolut schimpflich gewesen sind. Handelt es sich dagegen um Leute, die das Geschäft für ein Stück Geld besorgen, dann ist die Entehrung des Jndi- viduums für Lebenszeit am Platze. Wer tragisch fehlt, der zahle mit seinem Kopfe; wer als gemeiner Schurke handelt, den schickt auf die Galeere, dort findet er seine College«." Wir finden das schön gesagt, edel empfunden. Poetisch ausgedrückt. Was aber meinen die Juristen dazu? Schnickschnack! — nicht wahr?
Historische Zeitschrift, herausgegeben von Heinrich v. Sybel. Achtzehnter Jahrgang. Erstes Heft. München, Verlag von R. Oldenbourg.
Der erste Aufsatz dieses Heftes beschäftigt sich mit Norbert von Pre'- montrö, dem Stifter der Prämonstratenser, der später als Erzbischof von Magdeburg eine wichtige Mission in den Elblanden hatte und auch als Reichsfürst neben Lothar dem Sachsen eine bedeutende Rolle spielte. Nr. 2 weist nach, daß die Sage, Friedrich der Zweite (an dessen Stelle das Volk in Deutschland den Kaiser Friedrich den Ersten, Barbarossa, gesetzt hat) sei nicht todt, sondern lebe in der Verborgenheit fort, um einst wieder zu erscheinen, unter den Italienern niemals extstirr hat, und macht den Vorschlag, dieselbe so aufzulösen, daß sie „lediglich zur fortwirkenden Erinnerung an den großen Kaiser, den mächtigen Geist wird, der das Leben, welches die Menschen der Frührenaissanee umgab, ihnen vorausgelebt hatte", was, ein wenig dunkel ausgedrückt, ungefähr derselbe Gedanke ist, den wir bei Jakob Burckhardt in dessen Cultur der Renaissance in Italien S. 3 ff. antreffen. Eine dritte Abhandlung verbreitet sich über die Anfänge der florentinischen Geschichtschreibung mit besonderer Beziehung auf Villain und den falschen Malespini. Der folgende Artikel: „Theophan Leontowitsch" beschäftigt sich mit einer Episode der Beeinträchtigung und Verfolgung, welche die Akatholiken in Polen unter August dem Starken und seinem Nachfolger erfuhren, und zeigt, wie dieser