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Jas Pamphlet gegen die nationale "Kartei und Mrjt Aismarck*).
Ein Pamphlet, dessen ersichtlicher Zweck, Gift zu säen zwischen der nationalliberalen Partei und dem Reichskanzler; die Partei aufzuregen gegen den Kanzler, gleichzeitig aber auch den Kanzler, wie die nationalliberale Partei in den Augen der großen Menge 1>es In- und Auslandes zu discreditiren.
Ein Zweck, recht verständlich vor den Wahlen. Aber wessen Zweck: wem zu Nutz- und Frommen verfolgt? Es liegt nahe genug, den Ursprung des Pamphlets bei der ultramontanen Partei zu suchen. Wem kann mehr daran gelegen sein, die Partei gegen den Kanzler aufzuhetzen, welche bisher die parlamentarische Stütze desselben gewesen ist; wem mehr daran gelegen, die nationalliberale Partei und den Kanzler womöglich durcheinander zu ruiniren? Die Vermuthung dieses Ursprungs gewinnt scheinbar einen weiteren Anhalt durch den Verlag, aus welchem wir mit diesem Pamphlet beschenkt worden: ein Verlag, der ersichtlich neuerdings zum Stapelort der ultramontanen Artikel ausersehen worden und sich dazu hergegeben hat, mittels einer Verbindung, die beiden Betheiligten von Vortheil sein mag. Der ultramontanen Ladung ist eine notorisch ultramontane Flagge nicht günstig; die Ladung aber, unter wie fremder Flagge sie in die Welt gehen mag, ist eines bestimmten Marktes sicher.
Aber trotz der Symptome, welche für den ultramontanen Ursprung sprechen, hat der Ultramontanismus bei diesem Pamphlet wohl nur Pathe gestanden und seine Pathengeschenke eingebunden. Der Urheber aber ist Karlchen Mießnik, der den Pelham gelesen hat und den Tummelplatz seiner Eitelkeit im Parlament sucht, wie er eine schon im Verschwinden begriffene Generation sich vorstellt. Karlchen Mießnik ist entrüstet, daß der erträumte Tummelplatz seiner Thaten und setner eigenen Verherrlichung in der Wirklichkeit nicht zu finden sein soll, wie seine Vorfahren in einem poetischen Zeitalter entrüstet waren, als sie erfuhren, daß die Welt der Abenteuer suchenden Ritter nicht mehr eristire. Unser Pelham, um gleich ein Bild seiner ersten Seite anzuwenden, reitet auf dem abgetriebenen Pferd der sogenannten parlamentarischen Regierung. Ein allgewaltiges Parlament, das Ministerien stürzt wie Kegel und das den Staat alle Tage umblasen kann, wie ein Kartenhaus, ist sein Ideal. Das Ideal verhält sich zu dem historischen Urbild des englischen Parlaments ungefähr wie die Ritter in den Romanen von Kramer und Spieß zu den wirklichen Rittern des Mtttelalters. Wie aber die Nachahmung des
") Nationalliberale Partei, nationalliberale Presse und höheres Gentlemanthum. Berlin, Julius Springer 187K.