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hinaus ins Freie, es ist nur ein Weg den uns Bitsch noch bietet und dieser führt uns hinauf auf die Festung.
Obwohl nur ein Platz „dritter Klasse", bleibt das kleine trotzige Felsennest — doch in hohem Maße interessant. An prächtigen Bäumen vorbei geht es steil in die Höhe, an Thor und Brücke rasseln eiserne Ketten, gewaltige Felswand nach oben und jähe Tiefe nach unten — überall ist jener kühle Hauch, wie nur das harte Gestein ihn ausströmt. Jetzt sind wir durch die Wachen hindurchgeschritten und stehen in dieser kleinen trotzigen Welt, die abgeschlossen für sich und für die andern ist; eng, hart und finster nach innen, aber weit und glänzend in ihrer Umschau auf das Land.
Fast der ganze Fels ist ausgehöhlt und durchbrochen, da liegen die weiten Casematten, und durch die schmalen Fenster sieht man von oben hinab aus das Lagerstroh, wo die Soldaten rasten. Von schauerlicher Tiefe sind die finsteren Bronnen, das Auge kann dem Stein nicht folgen, den man hinunterwirft und gespenstig pflanzt der düstere Schall sich fort, wenn man hinabruft in den Abgrund. Das seufzt und stöhnt wie grollende Geister! —
Dort liegt das Pulvermagazin; ein gewaltiger Blitzableiter führt an der Mauer herab ins Wasser, — und nur mit leisem Grauen geht man vorbei an diesen Stätten schlummernder Kraft. Ein Funke und diese herkulischen Mauern sind Staub.
Nicht weit davon sind ein paar stille prunklose Wohngebäude und die kleine Kirche mit ihrem noch kleineren Thurm; aber das Alles sieht aus. als stünde das Dasein der Menschen, die hier weilen,, auf einem Vulkan, man fühlt die Härte dieses Lebens hindurch. Noch ist an einzelnen Stellen die Mauer zerbröckelt von den Granaten, die hier eingeschlagen, als es den Ringkampf zweier Völker galt, ein paar Gestalten im langen schwarzen Kleid gehen gesenkten Blickes vorüber. Das sind Gefangene, die hier auf der Festung büßen.
Doch all dies Empfinden schwindet, das diese trotzige Macht uns weckt, sobald wir dann den Blick hinaus ins Weite senden, wo eine wunderbare Landschaft uns grüßt. Bis an den Rand der Bastionen sind wir hervorgetreten, senkrecht geht es hinab in die Tiefe, — uns schwindelt — nun hat das Auge Meilen weit seine freie Bahn.
Kaum eine halbe Stunde außerhalb Bitsch beginnen schon undurchdringliche Wälder, ihre grünen Wipfel wogen, tief eingeschnitten heben die Thäler sich ab und in langgewundenen Linien steht man den großen Heerweg nach Straßburg und Metz. Um die Stadt selbst herum liegen Wiesen und Weideland, auf den Höhen gegenüber standen einst die feindlichen Geschütze, den Horizont aber schließen blau und duftig die Vogesen.