301
entnommen wurden, wo dann gewöhnlich die eine und die andere Nebensache vom Original abwich, der Grundgedanke aber derselbe war. Ein paar Beispiele werden genügen, um dieß darzuthun. Von den Ellikonern im Kanton Zürich wird erzählt, daß sie, als ihre Felder von wilden Schweinen verwüstet wurden und sie die letzteren nicht wegzubringen im Stande waren, den Rath erhielten, Eier unter sie auswerfen zu lassen, daß sie in Verlegenheit waren, wie dieß der damit zu Beauftragende ohne Zertreten des Getreides bewerkstelligen könnte, und daß sie das Auskunftsmittel fanden, ihn von vier Männern auf einer Bahre über die Felder hin- und hertragen zu lassen. Diese Geschichte findet sich bereits bei Bebel, nur wird sie hier von den schwäbischen Mundingern erzählt, und die Schweine sind Störche. Dieselben Mundinger läuten, als sie zum ersten Mal einen Krebs sehen, erschrocken Sturm, ein vielgereister Schneider, der etwas von Scheeren verstehen muß, wird über das Ungeheuer befragt, er meint, wenn es nicht eine Turteltaube sei, so werde es wohl ein Hirsch sein, zuletzt wird der Krebs mit Büchsen todtgeschossen. Von den Bauern zu Thaden in Holstein wird ganz dasselbe berichtet, nur ist das Ungethüm kein Krebs, sondern ein Frosch. Die Sal- vanser in Tirol lassen Bauholz vom Berge an einem Seile hinab, dabei entrollt ihnen einer der Stämme, sie finden, daß die Sache sich so leichter macht und kommen dadurch zu dem Beschluß, die bereits unten liegenden Stämme wieder herauszuschaffen; sie vergessen beim Bau ihres Rathhauses die Fenster und stellen nun Säcke auf, um Sonnenschein aufzufangen und hineinzutragen; diese Schwänke stehen aber schon im Buche von den Lalen- bürgern.
Andere beliebte und besonders verbreitete Geschtchtchen der Necklust des Bolkshumors sind folgende. Die Betreffenden haben Kuhsamen gesäet oder gesalzne Heringe in einen Teich gesetzt, damit sie sich vermehren, oder auch ein Wasserthier zu ersäufen versucht. Sie haben den Mondschein sangen oder aus dem Wasser schneiden wollen. Sie finden eine Sense bei einer abgemähten Wiese, halten sie für ein grasfressendes Thier und zäunen sie, als einer von ihnen der Sense auf den Stiel tritt und sie ihm in den Hals fährt, mit einer Dornhecke ein. Sie halten einen Kürbis, der auf dem Felde liegt, für ein Ei, wollen wissen, welcher Vogel es gelegt hat, und beauftragen deshalb ihren Bürgermeister, es auszubrüten, dieser setzt sich darüber, nach einer Weile entrollt ihm der Kürbis bergab in einen Busch, wo er einen Hasen aufscheucht, den die Schildbürger für einen Esel halten, sodaß sie meinen, der Kürbis müsse ein Eselset gewesen sein. Sie brauchen gutes Wetter und schicken darnach in die Apotheke, wo man den Boten eine Schachtel, in der etwas summt, als das Verlangte mitgiebt. Es wird ihm verboten, sie zu öffnen, auf dem Wege läßt ihm die Neugier keine Ruhe, er macht die Schachtel auf.