287
Mit meinem Papier geht auch meine Muße zu Ende. — Meine herzlichen Grüße wirst Du an alle Freunde nicht vergessen. Vorzüglich nicht meinen l. Geschwistern und m. herzl. Freund Sam. v. Haller mit dem Kuß der innigsten Liebe. — Gott mache mich so glücklich, daß ich von Allem bald die besten Nachrichten höre. —
Meine Adresse lese im Couvert mit Bericht. Vergebe mein Geschmier, aber ich bin im Augenblick übel mit Schreib - Material daran, die man hier gar nicht bekommen kann. Gott seegne Deinen Eintritt in das Neue Jahr und erhalte Deine Liebe
Deinem
Br. Carl Haller.
Zante den 15. August 1811. Mein letzter Brief war im vergangenen Winter aus Athen an Dich abgeschickt, den Du, wenn er auch, was ich hoffe, in Deine Hände gekommen ist, auf jedem Fall spät erhalten haben mußt, da wie ich bei meiner neuerlg. Durchreise durch Patraß, von dem dänischen Consul erfuhr, daß er keine Gelegenheit hatte, ihn über Corfu gehen zu lassen, und daher nach Malta schickte. Ich hatte Dir darinnen eine kleine Skizze von meinem Aufenthalt zu Athen gemacht. — Meine damals angefangenen Beschäftigungen dauerten noch eine Weile fort, bis ich nach Beendigung eines Theiles davon im Monat April mit meinem Freund Cockerell eine Reise nach der Insel Aegina beschloß, zu welcher uns ein anderer engl. Architekt Foster und Freund Linkh Gesellschaft leisteten. Ich hatte mich lange auf die Untersuchung des dortigen Jupiter-?ankellemu8-Tempels gefreut, die ich nun mit einem größeren Eifer vornahm, nachdem ich meinen Sinn durch die genauere Kenntniß der dorischen B. K. an den herrlichen Monumenten zu Athen geweidet hatte. Ich sah bald, daß sich mir hier ein großes Feld zur Erweiterung meiner Kenntnisse darbot, als ich die Ruinen, die ich bisher nur durch oberflächliche Schilderungen und mahlerische Darstellungen kannte, in ihrer Wirklichkeit anschaute, und wir waren bald einstimmig, keinen Muth und Kosten zu sparen, um eine deutliche Erkenntniß von der Beschaffenheit dieses herrlichen Tempels in seiner Vollendung zu erhalten, in wie weit es uns hterinnen gelungen ist, möchte ich Dir th. Br. vor Allem gerne mittheilen, allein es ist mir, beherrscht von den mancherlei Umständen, für den Augenblick unmöglich, es mit ruhigem Nachdenken zu thun. Vielleicht kann Dir die mitfolgende Relation und die fragmentarische Zeichnung, die ich, so gut es die Umstände der Reise, und die nöthige Eilfertigkeit erlaubten, zu machen bemüht war, hinlängliche äg-tg. geben, um vorläufig über unseren Antikenfund den wir bey der Untersuchung des genannten Tempels machten, so bald als