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Literatur.
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schichte und Wunder u. dgl. Ein drittes giebt eine Uebersicht über die zahl­reichen Behandlungen des Lebens Jesu von der ältesten Zeit bis auf die neueste, der eine wohlthuende Unparteilichkeit und maßvolle Sprache nachzu­rühmen ist. und mit deren Urtheilen wir im Wesentlichen übereinstimmen, die aber in ihrem Bestreben, vollständig zu sein, des Guten wohl zu viel thut, wenn sie unter den Schriften, welche das Leben Christi poetisch behandeln, auch Leistungen wie die Dulk'sche Jesustragödie einer ausführlichen Betrachtung würdigt. Dann folgt die Borgeschichte mit allerlei Exeursen über die Sagen von der Kindheit, die Abstammung, das Geburtsjahr Jesu, über die heilige Familie, über Christusbilder, über die Sündlofigkeit und Untrüglichkeit Christi u. s. w. Und nun giebt der Verfasser die eigentliche Biographie, wieder mit einer Anzahl Abschweifungen, kurzen Erörterungen von Fragen, z. B. weshalb der Messias sich nicht vermählt habe, kleine Abhandlungen über den Genius des Christenthums, Christenthum und Judenthum. das Reich und die Kirche u. dgl. Der Verfasser verfährt dabei so daß er bei jeder einzelnen Thatsache oder Wendung in dem Leben, das er' schreibt, zunächst die Ansichten und Deutungen der wichtigeren Vorgänger auf diesem Gebiete anfuhrt, ste dann prüft, sie widerlegt oder sich ihnen anschließt oder auch eine eigne Meinung hinstellt. Daß David Strauß dabei nicht am wenigsten Beachtung erfährt, versteht sich von selbst. Eine wissenschaftliche Darstellung des Gebens Jesu kann sich heutzutage nicht enthalten, die Behauptungen von Strauß und die seiner Geistesverwandten fortwährend zu berücksichtigen und sie entweder mit guten Gründen als haltlos oder zu weit gehend aufzuzeigen oder sie ganz oder mit Einschränkungen anzuerkennen. Sich vor kühnen Ge­danken entsetzt abzuwenden oder sie aus Furcht vor der altgläubigen M" verkümmert nachzusprechen, wäre eben unwissenschaftlich. Der Grundgedanke, nach welchem Hase das vorliegende Material prüft und seine Entscheidung trifft, ist der rationalistische. Doch ist es nicht der vulgäre Rationalismus, mit dem der alte Paulus zu theilweise so wunderlichen Ergebnissen gelangte, und wenn der Verfasser sich in dem einen Falle durch Gründe genöthigt glaubt, auf die Seite gläubiger Theologen zu treten, so schrickt er in andern Fallen auch nicht vor der Anerkennung des Unglaubens zurück, wenn er stndet. daß derselbe auf gutem Grunde fußt. Eine Partei wirbt man mit dieser Mittelstellung allerdings nicht, häufig auch muß man sich bei solchem ^fahren sagen, daß man damit nur zu Wahrscheinlichkeiten, ja bloßen Möglichkeiten gelangt, und das ist hier vielfach der Fall aber der Verfasser darf sich dann trösten, redlich gestrebt und geprüft zu haben.

Am besten zeichnen sich die Methode des Verfassers und die Resultate, die er schließlich erreicht, an seiner Behandlung der Wunder und namentlich