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lungen und Personal-Nachrichten die Entscheidungen des Reichs-Oberhandelsge- richts als obersten Gerichtshofes für Elsaß-Lothringen, die des Appellationsgerichts zu Colmar und ausgewählte Urtheile der Land-Handels- und Friedensgerichte des Reichslandes bringen. Auch auf pädagogischem Gebiete ist eine neue Fachzeitschrift — ich glaube, es ist die dritte in deutscher Sprache — im Werden begriffen. Sie sehen, unser literarisches und geistiges Leben im Reichslande läßt nichts zu wünschen übrig. /z.
Gom deutschen Ueichstag.
Berlin, 5. December 1875.
Am 30. November berieth der Reichstag den unvermeidlichen Antrag Schulze-Delitzsch auf Einführung von Diäten für die Reichstagsmitglieder. Der Antrag wurde, und zwar in namentlicher Abstimmung von 179 gegen 68 Stimmen angenommen. Was folgt daraus? Vom Tisch des Bundesraths wurde bei der Berathung nicht eine Silbe geäußert. Die Reichsregierung betrachtet die alljährliche Annahme dieses Antrages als einen monologischen Zeitvertreib des Reichstags. Daß die Majorität für den Antrag so groß zu sein pflegt, erklärt sich daraus, daß außer den reichsabgeneigten Parteien, zu denen das Centrum das bekannte große Contingent stellt, ein großer Theil der Nationalliberalen für den Antrag stimmte. Dieser Anschluß läßt sich nicht wohl anders erklären, als aus Popularitätsrücksichten. Denn auf die Zusammensetzung des Reichstags wirkt die Tatenlosigkeit nur günstig. Wir glauben nun, daß allerdings die Zeit kommen wird, wo der Bundestag den fort und fort wiederholten Antrag in Erwägung ziehen muß und auf denselben eingehen unter gleichzeitig als eomMio Live <Mg, von der Diätengewähr verlangter Abänderung des Reichswahlgesetzes. Die Öffentlichkeit der Wahl ist der sachlich nothwendige Preis, welchen der Reichstag für die Diäten zahlen muß. Unter Oeffentlichkeit der Wahl verstehen wir, daß der Wähler den Namen des Gewählten und seinen eignen entweder persönlich zu Protokoll giebt oder mittelst eines unterschriebenen und beglaubigten Wahlzettels. Es ist alsdann durch das statistische Amt des Reiches eine Liste zu veröffentlichen mit den Namen der Wahlberechtigten, die garnicht gestimmt haben, und weiter mit den Namen sämmtlicher Kandidaten, welche Stimmen erhalten haben