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auf Wissenschaftlichkeit als wegen seiner hübschen Einfälle und geistreichen Sprache Aufsehen machte und eine bedeutende Wirkung übte. Zehn Jahre nach dem Erscheinen dieser Schrift schrieb Huyghens, der Entdecker der Saturn- ringe, seinen „Weltbeschauer", in welchem Werke er die Frage der Bewohnbarkeit der Himmelskörper ernstlich behandelte. Er giebt einestheils eine Dar- stellung des Planetensystems, wobei er mit einem Aufwands großer Gelehrsamkeit zeigt, in welcher Lage sich die Bewohner jedes einzelnen Planeten befinden müssen, und sucht anderntheils seine Meinung, daß die Planetenmenschen sowohl in physischer als in intellektueller und moralischer Hinsicht uns Erdenmenschen ähnlich seien, durch verschiedene Argumente zu begründen. Nach seiner Ansicht „wachsen und vervielfältigen sich die Gewächse und Thiere auch dort wie auf der Erde". „Die Menschen, welche die andern Planeten bewohnen, haben denselben Geist und Körper wie die, welche auf der Erde leben, ihre Sinne sind den unsern ähnlich, sie sind ihnen an Zahl gleich und dienen demselben Zwecke." „Sie haben Hände wie wir, um mathematische Instrumente anzufertigen und Gegenstände des Gewerbfleißes." „Der Kleider bedürfen sie ebenfalls, Handel. Krieg, die verschiedenen Bedürfnisse und Leidenschaften des Menschen finden sich dort wie hier, die Planetenbewohner bauen sich Häuser nach Art der unsrigen, sie verstehen das Seewesen und treiben Schifffahrt, kennen gleich uns die sicheren Regeln der Geometrie, die Lehrsätze der Mathematik, die Gesetze der Musik, pflegen die schönen Künste — kurzum, sie sind das getreue Abbild der Menschheit dieser Erde."
Im achtzehnten Jahrhunderte angelangt, haben wir als Vertreter der Meinung, daß außer der Erde auch die andern Himmelskörper bewohnbar yder bewohnt seien, zunächst Bayle, Leibnitz, Bernoulli, dann Jsaae Newton w seiner „Optik", Christian Wolff in seiner „Allgemeinen Kosmologie". William Derham in seiner „Astrotheologie", Lavier Eimmart in seiner „Abbildlichen Beschreibung der neuen Beobachtungen der Sonne" und den Theoso- phen Jmmanuel Swedenborg mit seinen „Himmlischen Geheimnissen" zu verzeichnen.
Letzterer schreibt nach Visionen, die ihn nach verschiedenen „Erden im gestirnten Himmel" geführt haben. Von der ersten derselben sagt er u. A.: »Ich sah dort viele Wiesen Und Wälder mit Bäumen voll Blätter, auch Schafe, die Wolle trugen. Nach diesem sah ich etliche Einwohner geringeren Standes, die fast wie die Bauern in Europa gekleidet waren. Ich sah auch einen Mann mit seinem Weibe, diese hatte eine schöne Gestalt und ein ehrbares Wesen, der Mann gleichfalls, er schritt würdevoll und mit fast stolzem Gange einher, das Weib aber demüthig. Die Engel sagten mir, daß dieß Brauch auf jener Erde sei, und daß derartige Männer geliebt werden, weil sie doch gut sind. Es wurde mir auch gesagt, daß sie nicht mehrere Weiber