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Folge schaffe und wieder vernichte. Lactanz behauptete, daß der Mond bewohnt sei, und daß seine Bewohner in breiten, tiefen Thälern lebten. Die gnostische Secte der Valentiner bekannte sich nach einer Aeußerung des Jre- näus zu der Ansicht Anaximander's. Das spätere Christenthum machte allen diesen Speculationen ein Ende. Nach ihm war die Erde der Mittelpunkt der Welt und die einzige, von denkenden und empfindenden Wesen bewohnte Welt außer dem Paradiese und der Hölle. Ueber die Erde spannte sich die feste Kuppel des Himmels, welche die Sterne wie eingeschlagne goldne Nägel trug, jenseits dieses Gewölbes war das Empyräum, eine Region voll Feuer, und darüber befanden sich Gott und das Paradies, während die Hölle unter der Erdscheibe brannte.
Erst als die Nacht des Mittelalters auch in andern Dingen dem Aufdämmern der neuern Zeit wich, wurde die Idee, daß es außer der Erde noch andere von Menschen oder menschenähnlichen Wesen bewohnte Welten geben müsse oder könne, wieder lebendig, und unter Anderen wurde dieselbe von Nieolaus Cusanus, von Giordano Bruno, der dafür wie für andere ketzerische Meinungen mit dem Tode auf dem Scheiterhaufen bestraft wurde, von Michel de Montaigne, von Galilei, Tycho de Brahe und Kepler, endlich von Descartes und seiner Schule vertreten. Letzterer meint zwar, es würde vermessen sein, eine Mehrheit bewohnter Weltkörper im System der Sonne oder dem der Fixsterne mit Bestimmtheit zu behaupten, er setzt aber sogleich hinzu, da die Planeten unsrer Erde an Beschaffenheit gleich seien, so dürfe man sie wohl mit Recht auch für bewohnt halten. Ferner gehören hierher aus dem siebzehnten Jahrhunderte noch David Fabncius. der mit eignen Augen Mondmenschen gesehen haben wollte, Otto v. Guericke, der Erfinder der Luftpumpe, Peter Gassendi, der englische Bischof Wilkins, der eine Abhandlung „Ueber den bewohnbaren Mond" schrieb, und der Philosoph I. Locke. In Frankreich verfaßte in dieser Periode Pierre Borel einen seltsamen Tractat, der bewies, daß die Sterne bewohnte Welten seien wie die Erde, daß die letztere nicht im Mittelpunkt des Alls, sondern im dritten Himmel sich befinde, und daß sie sich um die feststehende Sonne bewege. In England veröffentlichte F. Godwin ein Buch: „Der Mensch im Monde oder die von Dominik Gonzales, einem spanischen Abenteurer, unternommene Reise in die Welt des Mondes", und diesem folgte Cyrano de Bergerae, der Hervorragendste unter Allen, die astronomische Gegenstände in Romanen behandelt haben, mit seiner „Reise in den Mond" und seiner „Geschichte der Staaten in der Sonne".
In die Uebergangszeit zum nächsten Jahrhundert fällt Fontenelle mit seiner der Marquise de la Mesangcre gewidmeten „Unterhaltung über die Mehrheit von Welten", einem Buche, welches weniger wegen seiner Ansprüche