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Des Kurfürsten Geschichte weiter zu verfolgen ist für uns kein Anlaß, weil wir bis zu seinem Ende keine Probe von der Thätigkeit seiner offiziösen Presse mehr beizubringen haben. Es ist bekannt, wie er zu Passau kaum die Hälfte von dem erreichte, was er gewollt, wie er mit einer mageren, an allen Enden beschnittenen Kapitulation zufrieden sein mußte, weil er weder bei den Fürsten noch bei dem Volke Unterstützung fand, und der Kaiser sich von seiner Ueberraschung allgemach erholte; wie es ferner der kaiserlichen Politik oder besser Perfidie gelang, gerade auf Grund jener Passauer Kapitulation den Kurfürsten mit seinem besten Bundesgenossen, dem tollen Albrecht von Kulmbach zu verfeinden, wie er gegen diesen zu Felde ziehen mußte, um die wilden Elemente, die er selber entfesselt, zur Ruhe zu bringen, und wie er zuletzt im blutigen Handgemenge einen ruhmlosen Tod fand. Nun ließ es natürlich die offiziöse Presse an Klageliedern nicht fehlen, in denen der Kurfürst als der Held des Volkes, als der Retter des Vaterlandes und grosz^ Friedenbringer gefeiert wurde, aber die Geschichte") und die unbestochene Mitwelt urtheilten anders. Zum Schluß noch eine Probe eines solchen offiziösen Nekrologs:
Klaglied Deutschlands
in dem Tone: Ich stund an einem Morgen.
Mit Schwarz thu Dich bekleiden, Oft kam er triumphiren
O deutsche Nation, Mit Fahnen aus dem Krieg,
Neu', klag', hab' großes Leiden: Da halfst du jubiliren,
Ätzt ist dein Held davon, Denn Frieden war sein Sieg;
Dein's Reiches Schutz und Vater gut, Nun sich um's Grab die Fahnen an!
Moritz der Fürst von Sachsen, Weil er im Krieg geblieben,
Der hatt' ein'n starken Muth. So trauert jedermann.
Hätt' er noch sollen leben, Viel Freud gewesen wär' Im ganzen Reich, merkt eben; Nun kommt mit Trauern her Gen Freiberg in sein Vaterland, Den Leib dort zu begraben; Die Seel' hat Gottes Hand. —
Doch nicht so wie der Verfasser.
D. Red.