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ist kläglich abgelaufen), sie haben durchaus keine Expansionskraft. Das Wort, das Thiers auf ihre religiöse Hauptstadt angewendet hat, um deren Wesen zu bezeichnen, viüuiws et swriliws, ließe sich auch in Bezug auf sie selbst gebrauchen. Ihre Vergangenheit ist glänzend, ihre Gegenwart düster, ihre Zukunft beunruhigend. Giebt es eine traurigere Lage als die des heutigen Spanien? Ebenso sehr ist Frankreich zu beklagen, nicht wegen seiner Niedertagen auf dem Schlachtfelde, sondern weil es bestimmt zu sein scheint, unaufhörlich die Anarchie und den Despotismus mit sich Fangeball spielen zu sehen. Der Ultramontanismus aber ist die Ursache (sagen wir lieber, eine der Hanptursachen) der Mißgeschicke Frankreichs. Er ist's, der durch seine vergiftende Wirkung das Land geschwächt hat. Er ist's, der durch die clerical gesinnte Kaiserin Eugenie auf die Expedition nach Mexiko hindrängte, die dem Katholicismus in Amerika aufzuhelfen bestimmt war. Er ist's, der durch dieselbe Mittelsperson — wir erinnern uns an ihre Aeußerung „evei Wt um --^rrv« und daran, wie sie in der letzten Stunde zu St. Cloud den unschlüssigen , ja den Krieg fürchtenden Gemahl zu dem Wagniß zu bestimmen wußte — Frankreich in den Kampf mit Preußen trieb, um damit dem Fortschritt der protestantischen Staaten in Europa Hindernisse in den Weg zu werfen."
Italien und Belgien scheinen glücklicher als Spanien und Frankreich. Aber mit Recht fragt der Verfasser, ob die Freiheit in diesen Ländern Dauer haben werde, und mit Recht stimmt er dem „Dirittv" bei. wenn es auf diese Frage antwortet: „die Völker, die sich zur päpstlichen Religion halten, sind entweder schon todt oder im Begriff zu sterben. Wenn Italien weniger krank erscheint, so ist es. weil der Clerus, indem er zuerst von einer österreichischen und jetzt von einer französischen Einmischung die Wiedereinsetzung des Papstes erwartet, die Freiheit und die Verfassung noch nicht angegriffen hat. Bei den Wahlen hat sich die clericale Partei noch nicht betheiligt, aber das wird sich ändern. Schon ist sie zu Neapel, zu Rom und zu Bologna in die Arena herabgestiegen. Die Kirche bedeckt das Land mit Genossenschaften, die vom Geiste der Jesuiten erfüllt sind, und die Congregationen bemächtigen sich des aufwachsenden Geschlechts, um es im Hasse gegen Italien und seine Einrichtungen zu erziehen." Es ist aber auch noch etwas Anderes, was das Hervortreten der Geistlichkeit gegen den Staat noch hindert. Italien befindet stch jetzt in einer Lage wie Belgien nach 1830. Der Hauch der Freiheit durchweht die Nation, soweit sie ein politisches Interesse hat, selbst einen großen Theil der Priester. Man sieht unter diesen Umständen über die tiefe Kluft hinweg, welche die neue Welt von Rom trennt. Aber bald wird zu Tage treten, daß die moderne Gesittung und die römischen Gedanken und Ansprüche unvereinbar sind. Die Geistlichkeit und vor Allem die Jesuiten