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Die Zukunft des Papstthums.
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macht, n!cht noch lange vor der Sonne wecken, damit sie wie gelähmt und schlaftrunken ihren warmen Schlafsaal verlassen und im tiefsten Winter sich der kalten und dumpfen Luft der Kirche aussetzen, um Psalmen und Vorgesänge zu murmeln, und um ihre fröhliche Seele, die an die Brüder, an den Herbst, an ihr ländliches Heim denkt, durch die engen und verschlossenen Windungen einer stereotypen Betrachtung zu leiten. Und eben so wenig würde eine Mutter bei Anbruch der Nacht, nach dem bescheidenen Abendbrod und nach dem kurzen, abendlichen Erholungsspaziergang, sie in den Quergang zwischen ihren Betten einzwängen, und sie durch den quälend einförmigen Ton irgend­welcher einschlafenden Lectüre in den Schlaf bringen, oder ihre Augen an strengen, während sie Schritt für Schritt das Labyrinth der Morgen-Betrachtung noch einmal durchgehen, und dem Leser zum Voraus die schon durch die Vernunft gegebenen und vorgeschriebenen Erhebungen bezeichnen.

Und das ganze Jahr hindurch ein Gewirr heiliger Dienste, für die Messe, für die Predigt, für die Amtsverrichtungen, ein erneuter Dienst beim Rauch­faß und bei den Leuchtern, am Altar und auf dem Chor in der Kathedrale und in der Pfarrkirche. Und all dies geschieht, um den Staub der Welt fern zu halten, der sich trotz der so überlegt zusammengefügten, klösterlichen Schranken einzuschmeicheln weiß, und all die besagten Dinge erzielen: Eine Reihe von Tagen, in denen nicht die Rede ist von Studium, von Spiel, von Spazierengehn, ich möchte fast sagen vom Mittagessen, sondern alles ist nur Predigt, Gebet, Gesang, Betrachtung, Gewissensprüfung, Besprechung, Zurück­gezogenheit. Schöne und heilige Dinge, aber zu viele, und nicht ausgeglichen und veredelt durch andre, die nicht da sind, und die doch da sein sollten.

Sieht man nicht klar ein, daß sie aus dem jungen Zögling einen Diener des Altars, aber des Altars in des Wortes engster und materiellster Bedeu­tung, machen wollen? Diesem Jüngling wird die Sakristei die Heimat sein, sein Leben wird bis zum Tode eine Kette von Vespern, Litaneien und geist­lichen Uebungen sein, für ihn wird das Ideal eines Priesters sich nicht über dasjenige eines Küsters erheben. Und wenn diese vorwiegende und ausschließ­liche Pflege des Cultus ihn alles Andre vergessen läßt, wenn die Gewohnheit ihn unausbleiblich dahin gebracht haben wird, daß er von all den vertrauten Sitten nur noch die Außenseite sieht, wenn die Gottesfurcht nur aus äußere Dinge zurückgeführt, durchaus nicht mehr dem Eigennutz widerspricht, wenn jene äußere Frömmigkeit und der Eigennutz Gefallen daran finden, gleichen Schrittes gemeinsame Wege zu gehen, wenn dann Uebelwollende denken und sagen dürfen, der Priester sei ein Handwerker und die Sakristei ein Kram­laden wie jeder andre, wenn all dies geschieht, welche Schuld tragen dann die Lehrer seiner Jugend?

Für viele besteht das Erhabene der geistlichen Erziehung darin, die kind-