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suiten, diese treuen Diener des päpstlichen Thrones, die Macht des Stuhles Petri durch die Bekehrung der Slaven zur römischen Kirche, zu heben.
Als es den Jesuiten, unter Possevin, am Hofe des russischen Czaaren mißlungen war, wandten sie sich an das katholische Polen: sie wollten den Theil Nußlands, welcher das Unglück hatte unter das Joch des Polnischen Adels zu gerathen — latinisiren.
Um dieses Ziel zu erreichen, scheuten die Jesuiten kein Mittel. Sie wandten Alles an, beginnend mit der einfachen körperlichen Züchtigung bis zum Raube aller Menschenrechte an dem Bekenner der orthodoxen Kirche. Als aber alle Mittel der Grausamkeit sich als kraftlos bei der Bekehrung der Masse der russischen Bevölkerung zum Katholicismus erwiesen, beschlossen die heiligen Väter, für den Augenblick sich mit der Verwirklichung eines Theiles ihrer Wünsche zu begnügen und ersannen als inoSus vivendi die Union oder die Vereinigung.
Auf der Synode zu Brest (1595) verlangten die Jesuiten und die ihnen als Werkzeug ergebene polnische Regierung, von der russischen Bevölkerung in Polen anfangs nur die Anerkennung der Oberhoheit des Papstes. Nach dem ursprünglich angenommenen Principe sollten alle Dogmen der orthodoxen Kirche, nicht ausgenommen die Lehre über den Ausgang des heiligen Geistes, sowie auch alle kirchlichen Ceremonien, sogar der Gebrauch der slavischen Sprache beim Gottesdienste unangetastet bleiben.
Indem die griechischen Russen der polnischen Provinzen die Oberhoheit des Papstes anerkannten, hofften sie dadurch ihren Glauben und sich selbst vor den beständigen Verfolgungen der römisch-katholischen Geistlichkeit zu sichern.
In der Wirklichkeit gestalteten sich die Dinge anders. Religion und Politik identificirend, hat der Adel der polnischen Republik, im Bunde mit den Priestern, mit beispielloser Consequenz und Ausdauer die unirte Geistlichkeit und die unirte Bevölkerung verfolgt und dieselben zur allendlichen Annahme des römischen Katholicismus bewogen. Um den Uebertritt zu, erleichtern, wurden, trotz der publicirten päpstlichen Bullen und oft sogar mit heimlicher Genehmigung der römischen Kurie nach und nach in den unirren Cultus neue Gebete und sogar der orientalischen Kirche ganz fremde Elemente eingeführt. Zum nicänischen Symbole wurde, nach Weise der Lateiner das »lilioMe" hinzugefügt, der kirchlichen Ceremonien nicht weiter zu gedenken. Gepredigt wurde in polnischer Sprache. Nicht genug damit. Die Eparchial- behörde, ergeben dem Patronate des polnischen Adels, besetzte die vacanten unirten Stellen mit katholischen Priestern, welche unter dem Volke für die Idee Propaganda machten, daß die römische Kirche sich durch nichts von der orthodoxen- unterscheide und dieselbe vollkommen ersetze. Auf diese Weise