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Forstmeisters enthauptet und gleichzeitig eine Frau Lescalopier in (Mgi« verbrannt. Und noch immer dauerten die Verhaftungen fort, und täglich mehrten sich die Jndicien, wie weit sich die Fäden des Netzes bis in die höchsten Schichten der Gesellschaft verliefen. Ja die öffentliche Meinung deutete sogar auf Mitglieder des Richtercollegiums der LKambi't! aräente selbst, die auf das ärgste compromittirt waren. Nun trat ein Wendepunkt ein. Es gab eine gewisse Grenze für die Justiz und den strafenden Arm des Königs, die hier erreicht war. Auch Könige und Richter haben Verwandte und Freunde. Sodann war schon zu viel geweihtes Priesterblut geflossen, und die Gefahr lag nahe, daß man den Interessen der heiligen katholischen Kirche durch allzu rücksichtsloses Vorgehen gegen ihre Diener zu nahe trat. Ebensowenig mochte der König die furchtbaren Schäden, an denen das Land während seines persönlichen Regiments litt, dem Auslande gegenüber weiter als es schon geschehen aufgedeckt wisfen. So trafen denn von nun an die Verurteilungen und Hinrichtungen fast ausschließlich Verbrecher aus den unteren Klassen. Erschreckt durch das furchtbare Strafgericht, das in allen Provinzen des Landes über so viele Hunderte verhängt wurde, flüchteten sich eine große Zahl noch verschont Gebliebener, auch aus angesehenen Familien, ins Ausland, und dieser Aderlaß von leichterer Art, nachdem Schaffott und Scheiterhaufen das ihrige gethan, führten das Uebel zu einem verhängnißmäßig schnellen Ende. Zauberer und Hexen spukten allerdings auch noch in den Tagen der Regierung Ludwig's des Fünfzehnten munter weiter; aber wer darf behaupten, daß sie überhaupt ausgestorben sind? Für den Franzosen, der mit gutem Rechte gewöhnt worden ist, auf das Zeitalter Ludwig's XIV. als auf die glänzendste Periode der vaterländischen Geschichte hinzublicken, auf die augusteische Zeit, wo der Nationalgeist seine schönsten Blüthen trieb, und wo ein Herrscher mit nie zuvor gesehener Machtfülle Frankreich gewissermaßen zur Gebieterin Europas machte, können die geschildertenZustände natürlich nie verfehlen, einen höchst unerbaulichen und das Nationalgefühl herabdrückenden Eindruck zu machen. Alle Lobredner und Geschichtsschreiber des großen Königs, Voltaire selbst nicht ausgenommen, haben bisher fast ausschließlich der glänzenden Außenseite seiner Regierungszeit ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Und doch brütete unter derselben ein Sumpf von sittlichen Schäden, die von Zeit zu Zeit noch unterdrückt wurden, an denen aber unter seinen Nachfolgern das alte Königthum zu Grunde ging. La Bruyere, St. Simon, Bussy - Rabutin und auch Boi? leau, wenn auch nur in mäßiger Weise, haben das ihrige gethan, um der Außenwelt zu zeigen, wie viel Servilität. Gemeinheit und feiles Laster in der nächsten Umgebung des allerchristlichsten Herrschers ihr Wesen trieben und den allgemeinen Erschöpfungs- und Zersetzungsprozeß beschleunigen halfen. Daß auch das untere, in grauenerregender Unwissenheit lebende Volk im Großen