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Plaudereien aus London. 3.
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ja bekanntlich allen Behörden bei weitem nicht in demselben Maaße möglich ist, faktisch auch ohne Expropriationsrecht genießen. Nach dem alten Expro­priationsgesetz war dies unmöglich; und während der Engländer das baare Geld einem noch ungewissen Gewinn, der sich aus dem etwaigen Steigen eines Werthes seines Grundstücksrechtes ergeben könne, vorzieht, der durch die neue Straßenanlage ja immerhin sehr wahrscheinlich ist, und daher ganz von selbst auf vollständigen Ankauf seines Grundstäcks drängt, so hält im Gegentheil der Berliner auch noch den kleinsten Rest desselben mit bewunderns- werther Energie fest, alles von der immensen Entwickelung des Verkehrs der neuen Straße erhoffend und erschwert und vertheuert dadurch den städtischen Behörden die Anlagen gemeinnütziger neuer Verkehrswege sehr erheblich.

Jeder Fremde, der das Parlamentsgebäude in Westminster und die daran anstoßende neue Westminsterbrücke betrachtet, wird auch unwillkürlich sein Augenmerk auf das jenseits der Themse gelegene neue St. Thomas- Hospital richten, welches mit seinem saubern Ziegelrohbau aus schöner grüner Umgebung so freundlich herausschaut, daß es unwillkürlich zur Betrachtung herausfordert. Und wenn man dasselbe einer näheren Besichtigung unter­zieht, so wird man ob all der schönen zweckmäßigen Einrichtungen staunen, die von einem ungewöhnlichen Reichthum Zeugniß ablegen und man wird die gütigen Spender desselben höchlich loben. Doch nur nicht zu voreilig mit diesem Lob, denn, von milden Gaben ist hier keine Rede. Wir haben hier einfach ein eklatantes Beispiel vor uns, wie Korporationen, die mit dem Ex­propriationsrecht ausgestattet worden sind, auf Verlangen dazu gezwungen werden, ganze ausgedehnte Besitzungen selbst dann erwerben zu müssen, wenn der absolut nothwendige Grunderwerb auch noch so unbedeutend ist. Es war hier eine Eisenbahngesellschaft, die das alte Hospital beschneiden wollte, und dieses hat es verstanden, seine alten schlechten Anlagen nicht allein los zu werden, sondern dieselben auch durch vorzügliche zu ersetzen, alles auf Kosten der South Eastern Eisenbahngesellschaft, die beim Bau der Eisenbahn von London Bridge nach Charing Croß nur die Wahl hatte, eine der größten Brauereien der Welt, nämlich die von Barclay, Perkins u. Cie., oder das alte Thomashospital zu erwerben und von zwei Uebeln das kleinere vorzog; von milder Stiftung aber ist hier nicht die Rede, ganz im Gegentheil.

Da wir uns einmal auf der Westminsterbrücke befinden, sei es auch ge­stattet, des schon vorhin erwähnten Thamesembankments zu gedenken, welches bei dieser Brücke seinen Anfang nimmt und in der City bet der Blackfnars- brücke endet. Von der Westminsterbrücke aus bietet sich dem Beschauer ein überaus anmuthiges und anregendes Bild dar. Eine 30 M. breite Ufer­straße von Wagen und Spaziergängern stark belebt, zieht sich am linken Ufer stromabwärts, von derselben führen zahlreiche Landungsbrücken nach den