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Die Münzkrisis und die erste Lesung des Bankgesetzes im Reichstage.
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Wesen sein wird, ist in dem nachfolgenden Satz enthalten:Das Geheim­niß unserer Zeit ist, keine Zinsen zu verlieren, keine über­flüssigen Cassenbestände zu haben." Dieser Satz scheint denn auch dem zweiten Vertreter der Reichsregierung, Herrn Finanzminister Camphausen etwas zu gewagt zu erscheinen, denn er lehnte einestheils für seine Person die Solidarität mit dem Reichskanzleramt ab, indem er über einige Be­merkungen Bamberger's wörtlich sagt:Was seine Kritik über die bisherigen Operationen zur Durchführung der neuen Währung betrifft, so habe ich schon früher bemerken müssen, daß ich weder die Rechte noch die Pflichten eines Finanzministers gegenüber dem Reiche habe. Es ist das Sache des Reichskanzleramtes." Andererseits gesteht er offen zu,daß wir unter erhöhten Uebelständen zu leiden haben würden," wenn wir die Doppelwährung (die gegenwärtig factisch besteht, auch) gesetzlich eingeführt hätten. An einer andern Stelle machte Camphausen folgende, dahin bezüg­liche Bemerkung:die preußische Regierung hat jederzeit ein rascheres Tempo in der Einziehung der Silbermünzen empfohlen; in Süd­deutschland hat sich indessen ein solches nicht durchführen lassen" und fügte dann später hinzu:wir haben keineswegs so leichtsinnig darauf los gewirth- schastet."

Diese Bemerkung wird aber vollständig in Schatten gestellt durch das wichtige Geständniß,daß bei der preußischen Bank seit einem Jahre die Hälfte des gesammten Silbervorrathes abgeflossen sei." Herr v. Camphausen sagt uns zwar, dies sei geschehen, weil der Verkehr das Silber'gebraucht habe und verschweigt den wirklichen Grund. Da er aber oben selbst indirect zugestanden hat, daß wir Nachtheile aus der eingetretenen facttschen Doppelwährung haben müssen, so wollen wir nachstehend an seiner Stelle den wahren Grund angeben: das Silber ist von den preußischen, sowie auch von den anderen deutschen Banken abgeflossen, weil die Banken natürlicherweise lieber das höher im Curs stehende Metall das Gold in ihren Baarschätzen behielten, denn das Sinken des Silberpreises hatte schon vor zwei Jahren begonnen. Das Gold bildet also bei den Baarschätzen der deutschen Banken, welche, solange die alten Silbermünzen gesetzliche Kauf­kraft nach ihrem Nominalwerth haben, natürlich lieber mit diesem zahlen, die unterste Schicht des Geldreservoirs, die von dem Noteneinlösungsgeschäft wenig oder gar nicht berührt wird. Da nun aber der größte Theil der früher in den Kellern der Banken gehüteten Silberschätze in den Verkehr ge­flossen ist, so mußten natürlich die in dem Umlauf des Inlandes etwa noch gebliebenen und nicht,'>on->den Banken mit Beschlag belegten Reichsgoldstücke sich aus dem Verkehr zurückziehen, weil-die Händler daran ein starkes Agio verdienen konnten. Die Erklärungen der Minister haben also unsere Annahme