Die Minzkrisis und die erste Lesung des IanK° gesches im Aeichstage.*)
Von Max Wirth.
Die Verhandlungen des Reichstages bei Gelegenheit der ersten Lesung des Bankgesetzentwurses waren nicht blos deshalb von hohem Interesse, weil sie mit der Verweisung an die Commission endigten und damit die Hoffnung auf den Sieg der Reichsbank-Idee stärkten, sondern auch weil sie die Aussicht gewähren, daß die Krisis, in der wir uns befinden, glücklich gelöst werde, nachdem das Urtheil über die Lage durch die im Reichstage gegebenen Aufschlüsse 'geklärt worden ist. Dieselben sind nach ihrem Gegenstande in zwei Theile zu theilen, in die eigentliche Bankfrage und in die damit zusammenhängende Frage der Ausführung der Münzreform. Die Vertreter der Reichsregierung wiederholten das schon in den Motiven des Gesetzentwurfes ausgesprochene Geständnis), daß der Bankgesetzentwurf eigentlich hauptsächlich den Zweck habe, die Ausführung des Münzgesetzes zu sichern und ergriffen dabei die Gelegenheit, die Interpellation theilweise zu beantworten, welche in Beziehung auf die letztere Frage formulirt worden waren. Indessen sind die Geständnisse des Präsidenten des Reichskanzleramtes Staatsminister Delbrück derart, daß wir auch nicht ein Wort unserer früheren Erörterungen zurückzunehmen haben. Aus den Erklärungen des Letzteren erfahren wir zunächst, daß am Ende des vorigen Jahres 178'/°- Millionen Thaler in Noten in Umlauf waren, welche auf Beträge unter 100 Mark lauteten. Derselbe nimmt an, daß 78^2 Millionen davon auf 2ö-Thaler-Scheine zu rechnen sind, welche leicht durch 100-Marknoten ersetzt werden können und giebt selbst zu, daß die Note von 100 Mark nicht geeignet sei, die Banknoten von 1, 6, 10 und 20 Thalern zu ersetzen, welche noch im Betrage von 100 Millionen Thalern umlaufen. Delbrück gesteht, daß durch den Wegfall dieser kleinen Noten eine wesentliche Beschränkung des Zettelumlaufes eintreten werde. Dieser Ausfall ist daher mit -50 Millionen Thaler eher zu gering angeschlagen und die
^) Wegen Ueberhäufung mit dringlicherem Stoff können wir diesen Artikel unseres geehrten Mitarbeiters leider erst heute bringen. D. Red. Grenzboten IV. 1874. 61