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in den bezeichneten Depeschen Dietrichstein's vorfinden, hat Schmidt zu seiner Annahme geführt einer systematischen Verläumdung des Prinzen durch seinen ihm feindlich gesinnten Vater. Augenscheinlich argumentirt er so, wenn einige Beobachter günstig über den Prinzen berichten und urtheilen, so Muß das, was die spanische Regierung direkt und indirekt uns über ihn mittheilt, da es so viel ungünstiger lautet, Unwahrheiten enthalten; denn die Glaubwürdigkeit jener günstig berichtenden ist aus sonstigen Gründen anzunehmen, sie ist jedenfalls vorzuziehen der Glaubwürdigkeit der Spanier, welche Partei sind und welche das Don Carlos zwar erst später zugefügte aber schon beabsichtigte Unrecht zu beschönigen haben. Man sieht, in dieser kritischen Grundlage ist allerdings System. Zwar, meine ich, wäre immer noch darüber zu discutiren, welcher Seite wir zu folgen hätten, wenn ein Widerspruch zwischen den Erklärungen der Regierung und den Berichten der Franzosen und Oesterreicher sich herausstellen sollte. Das Mißtrauen gegen Philipp's Aeußerungen wäre doch erst zu begründen: allein mit der vor jeder Untersuchung, wie es scheint, als Axiom feststehenden Annahme einer Feindschaft und Verfolgungssucht des Königs wider seinen Sohn wäre nichts auszurichten bei einem Historiker, der auch für dies Axiom um Beweise ersuchen würde; — das aber wäre ein nicht lobenswerther Historiker, der etwa aus Höflichkeit oder aus eigener Liebhaberei eine solche Bitte um Beweise unterdrücken wollte! Doch wir haben keinen Anlaß, diese abwägende und vergleichende Untersuchung ber Glaubwürdigkeit hier vorzunehmen, — der eben angenommene Widerspruch ist gar nicht vorhanden. Jene Diplomaten haben als gewissenhafte pflichttreue Leute ihren einheimischen Regierungen nur das berichtet, was sie am Hofe erlebt, was sie dort vom Prinzen gehört; sie haben ihr eigenes Urtheil, Wie es sich ziemte, nur sehr behutsam und sehr vorsichtig zu formuliren sich bemüht: alles aber steht im Großen und Ganzen in Einklang mit dem, was jene von Schmidt so verworfenen Italiener und was die spanischen Minister ^lbst gelegentlich erzählt und gesagt haben.
Es ist gewiß richtig, daß die französischen Diplomaten am spanischen Hofe Gelegenheit hatten sich gute Nachrichten zu verschaffen. Und Königin Elisabeth, die ja selbst für Don Carlos sich zu interessiren angewiesen war, mag dabei ihnen behülflich gewesen sein. Sie erzählen nun einzelne kleinere Erlebnisse und Vorfälle, sie geben einzelne seiner Aeußerungen wieder, die ihnen b'nterbracht sind: — meistens sind es Details, aus denen sie selbst keine Folgerung auf seinen Charakter ziehen und die auch uns nicht darüber zu einem Urtheile verhelfen. Doch ist Einzelnes auch von anderer Natur. So 5- B. berichtet der Gesandte im August 1363, daß Ruy Gomez ihm gesagt, Kränklichkeit und der Blödsinn, die man an Don Carlos bemerkt habe ^'inäisiwLition et 1' imd6LiIIit6 yui so vo^ait eu Lg. persoimk), hätten den