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„sei denn doch zu spöttisch und deshalb ziehe sie es vor, diese Gegenstände noch einige Zeit länger auf demjenigen Lager zu halten, auf welchem sie jetzt seit fast 20 Jahren gelegen haben," — wenn anders nicht noch eine Einigung zwischen Rath und Bürgerschaft dahin erzielt werde, daß diese Gegenstände öffentlich in einer Auction verkaust würden. Eine Einigung über diesen Verkauf ist meines Wissens noch nicht erzielt, und so liegen denn die schönen Jnfanteriesäbel, die Trommeln und Patrontaschen, die Käppis nicht zu vergessen und die hübschen Federbüsche heute und noch einige Zeit länger auf demjenigen Lager, „auf welchem sie jetzt seit fast 20 Jahren gelegen haben."
Nur in einem Punkt freilich bedarf dies noch einer Berichtigung. Rath und Bürgerschaft der Stadt Rostock sind nämlich, — was ich beinahe vergessen hätte, zu erwähnen. — dahin überein gekommen, 12 Gardistensäbel, ein Käppi, eine Trommel und eine Patrontasche der alten Rostocker Bürgerwehr als Requisitenstücke an das Rostocker Stadttheater abzugeben. Es wird also auch in Zukunft noch mit diesen alten Resten der Bürgergarde Theater gespielt werden.
Und hierin, meine ich, liegt ein eigener Humor! Dies ist das kleine Ende der großen Comödie.
Dom deutschen Keichstag.
Berlin, den 8. November 1874.
Fünf Sitzungen hat der Reichstag bis jetzt gehalten. Die erste a"' Eröffnungstage betraf die gewöhnlichen Einleitungsformalien. Die zweite 31. Oktober sah die Vornahme der Präsidentenwahl. Daß Herr von Forkenbeck die erste Präsidentenstelle wiederum übertragen erhielt, war in Folge ein^ seltenen Uebereinstimmung des ganzen Hauses. Daß man zur ersten Vic^ Präsidentenstelle den Freiherrn von Stauffenberg berief, rechtfertigt sich duw die Rücksicht aus die süddeutschen Reichsgenossen sowie durch die Persönlich^ des Erwählten. Daß man die zweite Bicepräsidentenstelle wiederum den' fortschrittlichen Führer Herrn Dr. Hänel übertrug, ist unseres Erachtens ni« zu rechtfertigen. Die Verantwortung dieser Wahl trifft die ausschlaggeben nationalliberale Fraktion. Die erste Bicepräsidentenstelle war bisher in de Person des seitdem zum Botschafter in Paris ernannten Fürsten Hohenlo-^ mit einem Freiconservativen und Süddeutschen besetzt gewesen. Gewiß h«