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Herbsttage in Schwaben. 2. :
(Hohenneuffen. Urach. Eningen. Die Achalm. Lichtenstein. Reutlingen. Die Hohenzollern. Die Schwarzwaldbäder. Hirsau.)
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Waltet allerdings erhaltende Ordnung unter den Ruinen von Hirsau. Wu­cherndes Grün hat sich überall zwischen diese gedrängt; einem Ulmenzweiglein ward's vor vielen Jahren zu eng unter dem alten Gemäuer, das schob sich durch das Gestein und Geröll und jetzt wiegt der mächtige Baum seine luftige Krone hoch über den vier ihn umstehenden ausgebrannten Wänden:

als ob die nur bestimmt

den kühnen Wuchs zu schirmen

der zu den Wolken klimmt."

Diese Ulme, die Uhland besungen, ist das Wahrzeichen Hirsaus. Sie winkt uns den Abschiedsgruß zu. Wir haben Calw erreicht; der Bahnzug kommt; er steigt mit uns zur Höhe; in großen Windungen nur ist das zu ^reichen; würtembergische Eisenbahntechnik hat hier Wunderbares geleistet; aber die würtembergische Eisenbahnschuld sich auch um eine hübsche Summe vermehrt. Immer wieder wird das malerische Calw im Thale sichtbar; aber endlich sinkt es doch tiefer und tiefer; da hat die Locomotive den Scheitel des Berges erklommen; sie jagt mit uns durch flaches, in der Erinnerung ^ die Waldeinsamkeit der Klostertrümmer von Hirsau und an das Tannen- dunkel des Schwarzwalds weniger anmuthendes Land, bis sie in den schönsten Bahnhof des deutschen Reichs, den von Stuttgart einfährt. Das Bild der Hauptstadt Würtembergs würde zu denen passen, die wir ihrem reichen, ^önen Land entnommen haben. aber schon zu groß vielleicht ist deren Zahl ^worden. Der Leser dankt mir vielleicht, daß dieHerbsttage in Schwaben"

zu Ende gehen.

Wriefe aus der Kaiserstadt.

Berlin. 1. November.

^ Mit dem heutigen Tage hat die Ausstellung der königlichen Akademie ^ Künste ihr Ende erreicht. Sei es mir gestattet, ihr eine kurze Grabrede halten. Die Ausstellungen der Akademie kehren alle zwei Jahre wieder; ^ Zweck ist, gewissermaßen eine Uebersicht über zeitgenössisches Schaffen auf Gebiete der bildenden Künste zu geben. Man kann indeß nicht sagen, atz dieser Zweck ganz erreicht werde. Zunächst pflegt das Ausland sich nur ^ach ^ betheiligen; ziemlich zahlreich sind in diesem Jahre die Italiener, ^ sicher und Belgier vertreten, Franzosen und Holländer dagegen nur ^ch- Auch von der Produktion in Deutschland erhalten wir kein er-