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Bilder aus Mecklenburg : aus den Tagen der Bürgerwehr. I.
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Fahrlässigkeit von Vielen beim Laden und Schießen verfahren. Ebenso war ein sachkundiges Commando nicht zu bemerken, indem das Commando oft verworren und stotternd hervorgebracht, ja nicht selten völlig unrichtig gegeben ward, worauf dann die Befolgung des Commandos Stoff zur Be­lustigung für die niemals fehlenden Zuschauer gab. Dazu kam, daß die Chargirten das Commando nicht als ein solches, als einen Befehl, sondern regelmäßig in Form einer ganz ergebenen Bitte vortrugen. Natürlich fürch­tete der Schuster wie der Schneider als Bürgerwehrlieutenant, seine vorneh­men Kunden; der Herr Ober-Appellätions-Gerichtsrath und der Herr Pro­fessor konnten ihm die Kundschaft entziehen, wenn er bei dem Commando nicht ganz ergebenst bat, sie möchten doch so gut sein und das Gewehr prä- sentiren oder ltnksum marschiren.

Dann ereignete sich bisweilen auch wohl einmal das Unglück, welches ein Zeitungsinserat meldet:Und es geschah, daß sie versammelt waren, um hinauszuziehen, der Hauptmann war aber nicht da. Und es stellte sich ein Stellvertreter an die Spitze der Bewegung und er fing an zu rufen und zu befehlen den Leuten. Da geschah es, höret ihr Söhne des Nordens, daß Einer in dieser Zeit, in der Alle befehlen wollen, nicht befehlen konnte, sondern sich immer verhadderte. Und die Leute, die da gehorchen sollten, wurden knitschabig und gingen in gereizter Stimmung brummend auseinander, da hieß es: aus ein ander."

All diesem Elend ward mit einem Schlag ein Ende gemacht, als endlich

im Spätherbst 1848 ein pensionirter Major als preislich bestellter Comman^

oeur der Bürgergarde die Zügel in die Hände nahm. Auf einmal kam ein

strammer Zug, ein militärischer Geist in das ganze Corps. Wenn man

letzt die Bürgerwehr, die Musik vor, mit der wehenden Fahne in geschlossenen

Gliedern ins Feld marschiren sah, war es ein wirkliches Vergnügen, jedem

Einzelnen mit den Augen zu folgen. In der kleidlichen Form des grünen

Waffenrocks und im grauen Beinkleide trat jeder Gardist straff daher; selbst

das viel geschmähte alte Käppi saß eigentlich ganz stattlich auf dem Haupte

seines Gardisten. Mit Recht ist über die Uniform der Bürgerwehr und über

die Haltung ihrer Gardisten in mancher Stadt gespöttelt worden, aber die

^ostocker Garde verdiente nicht die Strophe des dänischen Volksliedes, in

welcher die Bürgerwehr von Kopenhagen besungen wird. Die ergötzliche

Strophe lautet:

Die Uniform von damals, dieses Kleid, Sie tragen es ini Sturm und Regenzeit- Fein wohl war es von Fc^on: Enge, weiße Pantalons,

Geschnürt fest über'n Magen, daß er aussah wie'n Gonggong. Der Nothrock da