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Worthmann, Ferd. : Kanäle für das deutsche Reich!
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stillschweigend vorausgesetzt, daß sie vor allen Transportmitteln den Vorzug der größeren Billigkeit besitzen. Geh.-Rath Meitzen, der Chef des Statistischen Bureau im Deutschen Reich, geht so weit, ihnen diesen Vorzug, und damit ein besseres Anrecht auf die Güter, welche vor Allem auf billigen Transport sehen müssen, in alle Ewigkeit zuzusprechen.Es ist", sagt er,ein unum­stößliches Gesetz der Physik der Erde, daß für den Massentränsport kein

Hülfsmittel die Concurrenz mit dem Wasser aushalten kann...... Welche

bewegende Kraft auch durch welche Combination immer aufgefunden werden sollte, jede wird, auf das Wasser angewendet, den Vortheil gewinnen, daß ihr dasselbe durchschnittlich die halbe, oft die ganze Last abnimmt, und daß zugleich die Verschiebbarkeit der Unterlage die Reibung bis auf ein Minimum uafhebt. Vermag man also zugleich die Strömung zu beseitigen und, wie dies die Kettenschleppschiffsahrt auf den Kanälen ermöglicht, einen festen Anhaltspunkt für den Zug zu gewinnen, so läßt sich überall, wo nicht be­sondere Schnelligkeit, sondern nur Massenbewegung in Betracht kommt, eine wirksamere, also auch eine billigere Einrichtung nicht denken." So speculativ wollen wir nun die Frage nicht auffassen, so apodiktisch nicht urtheilen; wir lassen es vielmehr dahingestellt, ob es dem menschlichen Geiste, welchem in seiner Beherrschung der Natur auf die Dauer nur das Widersinnige un­möglich zu sein scheint, in Zukunft gelingen kann oder nicht, ein noch billigeres Transportmittel als den Wasserweg ausfindig zu machen. Uns genügt es zu zeigen, daß unter allen gegenwärtig bekannten Transportmitteln das Wasser bei weitem das billigste ist.

Das ist leicht zu beweisen. Der Bau einer Meile Eisenbahn kostet durch­schnittlich V-z Million Thaler; ihr Unterhalt durchschnittlich 20.000 Thaler im Jahr; dagegen giebt E. Meyer, in der oben angeführten Schrift, die Baukosten der Kanalmeile im Durchschnitt auf 200.000 Thaler und die jähr­lichen Unterhaltungskosten auf 2000 4000 Thaler an. Ferner sind die Kähne viel billiger als die Eisenbahnwagen, weil das Verhältniß zwischen Brutto und Tara für jene weit günstiger ist. Ein Beispiel wird dies deut­lich machen. Man kann 8000 Ctr. Güter recht wohl auf zwei Elbkähnen verschiffen, die zusammen 2400 Ctr. wiegen. Dagegen bedarf man dazu 40 Eisenbahnwagen, deren todtes Gewicht, sammt Tender und Locomo- tive, 9240 Ctr. beträgt. Die 40 Wagen mit der Lokomotive kosten ferner 40,000 Thlr., die Elbkähne 3000. Endlich nutzen sich die Schiffe, wegen der weit geringeren Reibung, weniger ab als die Eisenbahnwagen.

6. Durch die bisherige Darlegung dürfen wir nun wohl den Beweis, daß Wasserstraßen, trotz aller Eisenbahnen, ein wahres Lebensbedürfniß für die mittleren und unteren Volksschichten, für Handel und Gewerbfleiß sind, als geführt betrachten. Hätte Deutschland eine ausreichende Menge von