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„freien" Universität gelegt — eines der epochemachendsten Ereignisse in der Geschichte der englischen Civilisation -—, alle „philosophischen Nadicalen", wie man die Anhänger Bentham's nannte, unterstützten das Werk geistig und materiell aus das opferwilligste, und auch für Grote war die Förderung dieses Planes eine „Lieblingsarveit", hinter der die geschichtlichen Studien zeitweilig zurücktraten. An der politischen Bewegung zu Gunsten der Parlamentsreform, die in dieselben Jahre fällt und namentlich seit Ccmning's Tode mehr und mehr an Kraft gewonnen hatte, nahm Grote vorläufig keinen Antheil. Wiewohl voll lebhaftester Sympathie dafür, hatte er doch damals weder die Muße noch die nöthigen pecuniären Mittel, um mit Erfolg in die liberale Agitation eingreifen zu können. Dagegen gelangte sein Ruf als eines tüchtigen, erfahrenen und zuverlässigen Bankiers gerade damals zu allgemeiner Anerkennung.
Als Grote's Vater im Jahre 1830 starb, trat in manchen Stücken eine Aenderung ein. Grote wurde zum Haupterben eingesetzt und kam dadurch in den Besitz eines persönlichen Eigenthums von ungefähr 40,000 Pfund Sterling, vollauf genug, um das gesellige Leben im Hause Grote „auf einem etwas größeren Fuße einzurichten". Zwar hatte sich auch schon in den Jahren 1822—1830 eine erlesene Gesellschaft geistig hervorragender Persönlichkeiten um das junge Paar versammelt: der alte Mill war mindestens einmal in der Woche der Gast des Hauses; doch erweiterte sich dieser Kreis nach des Vaters Tode zusehends. Vor allem aber wurde Grote nun, was er bisher nicht ganz gewesen war, Herr seiner Handlungen und brauchte sich nicht länger durch die abweichenden politischen Anschauungen des Vaters beengt zu fühlen. Daher trat er, wiewohl die Arbeit eines Bankiers in politisch aufgeregter Zeit doppelt beschwerlich war, die wissenschaftlichen Bestrebungen doch auch nicht zu kurz kommen sollten und überdies das Amt eines Testamentsvollstreckers für seines Vaters Hinterlassenschaft mit unvorhergesehenen Weiterungen verknüpft war, doch mehr und mehr in die Sphäre politischer Thätigkeit ein und eröffnete eine lebhafte Correspondenz mit den Vertretern der liberalen Partei in der Provinz. Es währte nicht lange, so wurde er von seinen Freunden als einer der wahrscheinlichen Führer in den herannahenden parlamentarischen Kämpfen bezeichnet. Im November 1830 kam das Whigministerium Grey ans Ruder, im März 1831 wurde die „ewig denkwürdige" Parlamentsreform von John Rüssel eingebracht. Schon fetzt wurde Grote gedrängt, als Wahlcandidat für die City aufzutreten, doch sah man für diesmal noch von ihm ab. Als aber die Reform nach der Auflösung des Parlamentes im Jahre 1832 durchgegangen war, vermochte er dem Andränge der Ereignisse nicht länger zu widerstehen: im Juni 1832 trat er als Candidat für die City auf; Einführung der Ballotage bei den Wahlen, Auf-