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Vom deutschen Reichtstag und vom preußischen Landtag.
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vorschießen: wenn sie kann, aus ihren baaren Beständen, wenn letztere aber nicht ausreichen, mittelst Creirung von Neichskassenscheinen über dni Betrag der 40 Millionen hinaus. Ueber die Art, wie diese von der Reichskasse geleisteten Vorschüsse Seitens der Einzelstaaten zurückzuzahlen sind, ist eine Anordnung in dem bald vorzulegenden Gesetz über das Zettelbankwesen vor­behalten. Für den Fall aber, daß über eine solche Bestimmung die gesetz­gebenden Faktoren in Verbindung mit der Ordnung des Zettelbankwesens sich nicht einigen, soll folgende Bestimmung gelten: Die Einzelstaaten, welche aus der Neichskasse Vorschüsse empfangen haben, sind gehalten, die letzteren innerhalb 15 Jahren vom I.Januar l876 ab in gleichen Jahresraten zurück­zuzahlen.

Prüfen wir die Gabe, welche mit den Bestimmungen dieses Gesetzes uns bescheert worden. Man sieht, das Gesetz bringt uns die Gefahr einer Papier- geldcreirung im Betrage von 60 Millionen Thalern, denn 20 Millionen Thaler betragen ungefähr die Vorschüsse, welche die Reichskasse wird zu leisten haben, und auf Baarvorschüsse rechnen wir gar nicht, trotz der auf sie hin­wirkenden Bestimmung des Gesetzes. Das Gesetz sichert uns nun allerdings die Reduktion dieser 60 Millionen im Laufe von lS Jahren auf 40 Millionen. Der Zeitraum von 15 Jahren ist aber gerade hinreichend, das Geldwesen einer Nation mehr als einmal zu zerrütten. Die Frage ist also: wie werden die 60 Millionen Thaler Reichspapiergeld auf den Geldumlauf des deutschen Reiches wirken? Es sind Stimmen laut geworden, welche mit einer gewissen Prahlerei behaupten: 60 Millionen seien für einen Verkehr, wie der deutsche, ein reines Nichts; das Papiergeldbedürfniß dieses Verkehrs sei nach Hunderten von Millionen zu beziffern. Der letztere Satz mag richtig sein, aber der daraus gezogene Schluß ist falsch und verderblich. Der Verkehr, aber nicht der kleine Verkehr mit Verlaub der Herren Camphausen und Del brück sei dies versichert bedarf allerdings des Papiergeldes. Aber was hat das mit den Reichskassenscheinen zu thun? Was der Verkehr bedarf, sind fundirte Banknoten; was die Grundlage des Verkehrs zerstört, ist unfundirtes Papier­geld. Die Prahler, welche behaupten, 60 Millionen seien ein Nichts, sollen erst einmal die Aufgabe lösen, die 60 Millionen in Gold herbeizuschaffen, wenn die deutsche Geldcirculation eines Tages glücklich alles Goldes ledig ist- Die 60 Millionen Reichskassenscheine machen aber, wie leicht zu begründen wäre, nicht nur ebensoviel Thaler Gold, sondern vielmehr momentan über­flüssig umd befördern somit in unberechenbarer Weise den Abfluß des Goldes aus dem deutschen Verkehr. Auch der Umstand giebt keinen großen Trost, daß 40 Millionen Thaler Gold im Neichskriegschatz liegen bleiben. Denn wenn erst einmal in Folge eines für unsere Waffen auch nur zweifelhaften Feldzuges das Papiergeld entwerther ist, sind 40 Millionen Thaler Gold