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Kleine Besprechungen.
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Gewächsen schnell vor sich und von der zerstörenden Lava ist bald nichts mehr zu sehen.

Die von Ratzel angenommenen 20 Jahre scheinen mir indeß nicht er­fahrungsgemäß richtig zu sein, denn es giebt in der Umgebung von Catania Felder von sehr harter Lava, die nachweisbar schon nach 10 Jahren kleine Oelbäume auf sich wurzeln lassen. Hier in Sicilien wird die Lava vorzüglich durch die sogenannte indische Feige (Lig.etus 0p.) urbar gemacht. Diese Pflanze braucht sehr wenig Boden zur Befestigung ihrer Wurzeln, und ihre Schößlinge liefern beim Verholzen und Vertrocknen einen sehr guten Humus. Es ist ein wundervoller Anblick, überall auf den schwarzen Lavafeldern diese indischen Feigen mit ihren rothen Blüthen stehen zu sehen!

Der Verfasser derWandertage" verspricht noch einen zweiten Band ähnlicher Reiseskizzen aus den Alpenländern und von der unteren Donau. Nach den vorliegenden Schilderungen zu urtheilen, werden diese Skizzen wohl ebenfalls lehrreich und anziehend sein. Die Auswahl guter Bücher über ernste wissenschaftliche Dinge ist nicht groß. Natzel'sWandertage" verdienen unter die wenigen Schriften gezählt zu werden, die den populären Vortrag nicht auf Kosten der wissenschaftlichen Genauigkeit erzielen wollen.

Dr. Otto Zacharias.

Kleine Besprechungen.

Bei Duncker <K Humblot in Leipzig erscheint gegenwärtig eine Serie von ,. Abhandlunngen zur Reform der Gesetzgebung von Heinrich Jacques, deren erstes Bändchen uns dieGrundlagen der Preßge­setzgebung" vorführt. Daß dieses Werkchen in dem Augenblicke, wo der deutsche Reichstag ein Preßgesetz für ganz Deutschland beräth, im höchsten Grade zeitgemäß und für Alle interessant ist, bedarf keiner Erläuterung, na­mentlich da es noch rechtzeitig erschienen ist, um 6e IsM ksreiuZa,, auf die Principien wie auf die detailistische Ausgestaltung des neuen Reichspreßge­setzes seine werthvollen Vorschläge und gegründeten Warnungen zu erheben. Es ist überhaupt wohl eine der besten Folgen des rascheren Tempos unsrer Le­gislatur, oder derDampfarbeit", wie man in oppositionellen Kreisen die rührigen und fleißigen Reformen nennt, welche wir schon der kurzen Aera des Nordd. Bundes und deutschen Reiches bisher zu danken haben: daß der deutsche Gelehrte von Fach sich häufig nicht mehr begnügen kann, seine Theorien und Ideen vom Katheder herab dem heranreifenden Geschlecht, künftig practisch thätigen Männern für ihren Beruf mitzugeben, sondern in Wort und Schrift unmittelbar an die bewegenden Interessen seiner Tage sich wenden, und sie mit seinem Wissen systematisch abzuklären versuchen muß. Das klassische Beispiel unpraktischer, und der Mitwelt für immer verlorener Stubengelehrsamkeit, der bekannte Achtzig-Druckbogen-Bericht des Herrn Moritz Mohl gegen den französisch preußischen Handelsvertrag, der glücklicher­weise mit seinen finstern Weissagungen über den Verfall der Zollvereinsin­dustrie das Licht der Welt erst erblickte, nachdem der von Mohl's stupender Gelehrsamkeit bekämpfte Handelsvertrag längst ratifizirt und in Kraft getreten war, wird wohl für immer ohne Nachfolger bleiben. Im Gegentheil, so oft in den letzten Jahren die Absicht erkennbar wurde, auf den verschiedensten Gebieten des Rechtes, der Volkswirthschaft u. s. w. neue Gesetze für Deutsch-