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Nun, trotz dieser auffallenden Lücken ist das Sündenregister, welches Brandstäter aufgestellt hat, noch immer wahrhaft beschämend reichhaltig ausgefallen. Wir wollen aus der großen Masse von Fällen, die er vorführt, nur einige wenige herausgreifen, um an ein paar Proben zu zeigen, um was es sich eigentlich handelt. Es sollen das keine grammatischen Besonderheiten sein, zu deren Verständniß etwa eine feinere Kenntniß der französischen Syntax erforderlich wäre, auch nicht solche Fälle, die Brandstäter etwa bloß mit zwei oder drei sporadischen Beispielen belegt hätte. Nein, wir wollen uns an solche sprachliche Erscheinungen halten, die jeder, der nur irgend einmal in seinem Leben „ein bischen Französisch" getrieben hat, sofort als Gallicismen erkennen und anerkennen wird, und deren wirklich ansteckenden Charakter Brandstäter durch massenhafte Beispiele nachgewiesen hat. Zuvor nur noch eine Bemerkung: Wo in der letzten Zeit grammatische und stilistische Mißbräuche zur Sprache gebracht worden sind, da ist es immer geschehen, ohne die Namen derer zu nennen, welche die gerügten Fehler sich haben zu Schulden kommen lassen. Nomina sunt oäiosa, hieß es immer. Brandstäter hat diese Schonung nicht geübt, sondern hat in seinem Buche zu jedem fehlerhaften Beispiele, das er anführt, nicht bloß den Namen des Autors, sondern auch Buch- und Seitenzahl, wo sich der Fehler findet, genau angegeben. Wir billigen dieses Verfahren vollständig und sehen nicht den leisesten Grund, weshalb wir in diesem Punkte disereter sein sollten, als Brandstäter selbst.
Zunächst ein paar Beispiele aus der Lehre vom Satze und seinen Theilen. Die französische Sprache setzt bekanntlich vor die Apposition kein Casuszeichen; so gewinnt es den Anschein, als ob die Apposition gar nicht deelinirt würde, sondern stets im Nominativ stände. In Wahrheit empfindet natürlich jeder Franzose in der scheinbar flexionslosen Apposition den Casus desselben Wortes, zu dem sie gehört. Was ist es also für eine rohe und äußerliche Nachahmung des Französischen, zu schreiben: Frau A. beschenkte ihren Wolfram mit einem Zwillingspaar, ein Knäblein und ein Mägdlein (Hesekiel) oder: Alles wollte ich ertragen, nur nicht das frömmelnde Wesen, dieser offne Ab-
wcndigkeit) — I, 2 Warum soll ich meiner Gesundheit seine Grobheit entgelten lassen? (vgl. II, S laß er es doch dem gnädigen Fräulein nicht entgelten — l, L ist zu Ihren Dienste» (uut ^ votrv serviee vgl. III, 8 bin ich zu ihren Diensten) — I, 4 Eine vortreffliche Rache! — Aber die wir noch aufschiebe» müssen (muis ine) — I, 0 lassen Sie sehen (vo^ons) — I, U, weiß zu leben (ssit vivre) — Ebd. Macht ihr meinen Empfchl (s-ütes-Iui mou eomM- went) — i, 12 ein paar Feldzüge zu machen (tmrs uns eawMgns) — 1t, 1 Ich will von unserer Chocolade machen lassen — Ebd. den ersten Sturm geben (üouusr Is Premier ass-rut) — III, 4 daß ist nicht guter Spaß — IV, S wenn man sich selbst gelassen ist — IV, 6 alles wohl überlegt (absolutes Particip) — Ebd. Unser Gespräch würde ganz anders gefallen sein (lu, (iouvörsAtioll serÄt tombiZs) — Ebd. der sie zu unterbrechen kommt — V, !> in dieses Feuer setze» (msttrs sn keu) — Ebd. ei» verlaufenes Fräulein, das sich ihm an den Kopf geworfen (»e joter K la täte).