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größtes Interesse, und sein energisches Wollen verdient unsre ernsteste dankbare Beachtung. Aber damit ist noch nicht ausgesprochen, daß das Ziel, auf welches er träumend und wachend lossteuert, den Palast des Priamos überhaupt und zwar hier in Hissarlik wieder zu finden, richtig gesteckt ist, daß er jenen Proceß, den ein so merkwürdiges ideales und reales Erbtheil wie die Sage vom trojanischen Krieg geschichtlich durchgemacht hat, in den Köpfen der Menschen, in ihren Augen möchte man sagen, endlich in ihren monumentalen Ueberresten zu verfolgen verstanden hat, daß er die Reihe der interessanten Funde, die wir ihm verdanken und deren treuer Veröffentlichung wir bald entgegen sehen dürfen, richtig zu beurtheilen und zu benutzen vermag. An historischem und kunstgeschichtlichem Werth verlieren dadurch Schliemann's Ausgrabungen nichts."
Was einen bei der Lectüre von Stark's Reisestudien unangenehm berührt, das ist der auffällige Mangel an künstlerischer Darstellung. Wir sind so kleinlich, bei einem Buche, welches für weitere Kreise bestimmt ist, allerdings hierauf einiges Gewicht zu legen, und da uns dieser Mangel seit Jahren bei keinem Buche so peinlich entgegengetreten ist, wie bei diesem, so ist es wohl der Mühe werth, einen Augenblick dabei zu verweilen. Die einzelnen Theile von Stark's Buch sind sehr verschiedenartig entstanden. Drei Capitel, das fünfte, achte und neunte, bildeten ursprünglich Vorträge und sind auch zum Theil schon früher in der bekannten „Sammlung gemeinverständlicher Vorträge" von Virchow und Holtzendorff veröffentlicht worden; das siebente Capitel hat bereits als besonderer Aufsatz in Lützow's „Zeitschrift für bildende Kunst" gestanden; das übrige hat das Feuilleton der „Augsburger Allgemeinen Zeitung" in einer Reihe von Artikeln gebracht. Diese verschiedenen Stücke zu einem wirklichen Ganzen zu vereinigen ist dem Verfasser nicht gelungen; das Buch sieht aus wie ein Gypsabguß, bei dem alle Gußnähte stehen geblieben sind. Aber auch nur die Spuren der verschiedenen Entstehungsweise zu verwischen hat der Verfasser verabsäumt. Dies zeigt sich sogar in Aeußerlichkeiten und geht so weit, daß, während in dem siebenten, achten und neunten Capitel diejenigen Worte, welche besonders hervortreten sollen, stets gesperrt gedruckt sind, in dem ganzen übrigen Buche sich nicht ein einziges gesperrt gedrucktes Wort findet. Aber viel ausfälliger noch sind die stilistischen Unterschiede. Nicht etwa, daß jene „Vorträge" besonders schön stilisirt wären; aber man gewahrt in ihnen doch wenigstens einige Feile. Dagegen ist das übrige, und namentlich die ersten vier Capitel, in einem Deutsch geschrieben, welches uns lebhaft wieder an den vor drei Jahren erschienenen ersten Band von Lemcke's „Geschichte der deutschen Dichtung" erinnerte — nach unseren Erfahrungen eines der schauderhaftest geschriebenen Bücher, die es giebt. Eine gesuchte und verzwackte Wortstellung, ein empfindlicher Mangel an Rhythmus und Symmetrie, schwerfällige und schwülstige Satzconglomerate — von wirklichen