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Vom preußischen Landtag.
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klagen. Der Grund dieser Klagen kam aber den Herren nicht zum Bewußt­sein, der Grund, daß Berlin kein Ort für eine Universität mehr ist, wenn man nicht den Muth hat, gleich die Reservirung eines Stadtviertels für die Universität zu fordern. Ein Muth übrigens, der, wenn er ans Ziel führte, nur erst die Beseitigung der untergeordneten äußerlichen Uebelstände bewirken würde. Das schon früher bei der Berathung des Staatshaushaltes erwähnte Verlangen, dessen Fürsprecher die Abgeordneten Mrchow und Richter sind, auf Erlaß eines sogenannten Comptabilitätgesetzes kam wieder zur Sprache aus Anlaß eines Richter'schen Antrages zu den sämmtlichen Besoldungstiteln des Staatshaushaltes. Der Finanzminister machte die Vorlegung eines solchen Gesetzes von dem Ausfall der Berathung über das analoge Gesetz im Reichstag abhängig. Diese Erklärung führt zu dem Beschluß des Hauses, den Richter- schen Antrag in die Commission zurück zu verweisen. Der G «etzentwurf über die Vereinigung der beiden obersten Gerichtshöfe wurde iri zwe^ - Be­rathung angenommen. Die Berathung der Ausgaben für das Ministen^.,.: des Innern führt, nur zu untergeordneten Plänkeleien ohne Folge. Dasselbe ist der Fall mit einer ultramontanen Interpellation über das Verfahren der Regierung gegen den Mainzer Katholikenverein. L--r.

Me sächsischen Keichstagswahlm.

Das Königreich Sachsen genießt im deutschen Reiche die traurige Ehre, diesmal über die Hälfte, ja fast zwei Drittel sämmtlicher socialdemokratischen Abgeordneten des deutschen Reiches nach Berlin zu senden. Ein relativ starkes Contingent an Socialdemokraten hat Sachsen immer gestellt seit 1866. Im constituirenden Reichstage saßen, von sächsischen Wahlkreisen gekürt, Bebel und Schraps. Zum ordentlichen Reichstag des norddeutschen Bundes ent­sendete Sachsen. Bebel, Liebknecht, Försterling. Mende. Götz. Schraps; der Sachse Fritzsche, Apostel der Cigarrenarbeiter, war am Rhein in einer Nach- wähl durchgedrungen. Im Frühling 1871 vermochten die sächsischen Social­demokraten nur zwei Oberpriester nach Berlin zu laneiren, Herrn Bebel und Herrn Schraps. Dagegen haben die Januarwahlen dieses Jahres ihnen mehr sächsische Reichtagssitze eingetragen, als sie je im norddeutschen Parlamente besaßen; und, was die Hauptsache ist. ihre Candidaten haben 36 Procent aller Wahlstimmen (über 90.000) aus sich vereinigt.

Mag immerhin die nationalliberale Partei in Sachsen eine gleich große Zahl von Abgeordneten durchgesetzt haben, und mögen wir selbst bereitwillig