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Man hat uns oft genug auseinandergesetzt, weshalb jene ältere Auflage nicht rascher vorrücken konnte und, wenn man die Hauptsache übersah, mochte man endlich zu dem Glauben kommen, darin einen ganz eigenthümlichen Vorzug und nicht einen Grundfehler zu finden. Wir haben oft genug hören müssen, daß das Buch in seinem weiteren Fortschritt gleichsam ohne Willen und Wissen seines Verfassers zu etwas anderem und viel besserem erwachsen sei, als wozu es ursprünglich angelegt war. Man hat uns auf den unermeßlichen, minutiösen Sammelfleiß hingewiesen, durch welchen jede spätere Abtheilung im Vergleich mit jeder vorangehenden zu einer immer reichhaltigeren Fundgrube des gesammten literaturhistorischen Wissens sich gestaltet habe. Man hat schließlich die persönlichen Neigungen und Lieblingsstudien seines Verfassers mit in Rechnung gestellt und es ganz natürlich, ja sogar löblich gefunden, daß er da, wo seine eigenen Sympathien am meisten hinneigten, auch mit entsprechender Ausführlichkeit in seiner Darstellung sich ergangen und auf diese Weise zwar spät, .aber doch nicht zu spät, eine Arbeit ausgeführt habe, der im ganzen Bereiche des Faches weder in der deutschen, noch in irgend einer fremden Sprache etwas gleich gediegenes an die Seite gesetzt werden könne.
Alles dies ist richtig und von uns selbst bei jeder Gelegenheit anerkannt und gerühmt worden. Die eigenthümlichen Vorzüge Koberstein's können keinen wärmeren Bewunderer finden, als Schreiber dieses, seitdem er sich überhaupt mit denselben Studien beschäftigt, immer gewesen ist. Und doch liegt die Sache ganz anders. Ein „Handbuch zum Gebrauch auf Gymnasien" wie noch die Erste Abtheilung der 4. Auflage sein wollte, konnte es freilich nicht bleiben, und Koverstein selbst hat seit 1866 diese gänzlich veraltete Bezeichnung aufgegeben. Aber dafür sollte es ein Handbuch für die verschiedenartigsten Bedürfnisse des eigentlich wissenschaftlichen Studiums werden. Dazu gehört zuerst eine relative Gleichförmigkeit in der Anlage und Ausführung. Jeder, der sich eines solchen Buches bedient, muß von vornherein mit einiger Bestimmtheit wissen, was er hier suchen darf und was nicht. Andernfalls entsteht daraus mehr Verschwendung der Zeit als Ersparniß, worauf es doch zunächst abgesehen ist. Denn selbstverständlich wird man ja alles, was in einem solchen Compendium stehen kann, auch anderswo gedruckt finden, nur daß man im Augenblick oft durch eine Lücke im Gedächtniß oder durch andere Umstände nicht in der Lage ist, sofort aus der eigentlichen Quelle zu schöpfen. Ein noch viel größerer Nachtheil, ein so großer, daß dadurch beinahe die Bestimmung eines solchen Buches illusorisch wird, entsteht aber aus den zeitlichen Zwischenräumen, die zwischen seinen einzelnen, an sich doch als gleichartig und gleichwerthig gedachten Abtheilungen liegen. Es giebt freilich Bücher, die nie veralten und zwar nicht bloß solche, die durch ihre künstlerische