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Antike Dichtung und moderne Kunst.
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aus der Rechten herabgleiten läßt, schlägt er sich mit der Linken verzweifelnd gegen die Stirn, denn er erblickt im selben Augenblicke in einem im Hinter­grunde offenstehenden Gemache seine Gemahlin Eurydike, von ihren Frauen beklagt, auf dem Lager liegen, wo sie sich den Tod gegeben. Die folgen­den beiden Tafeln, 12. und 13., gehören demPhiloktet" an. Die eine zeigt, wie Neoptolemos, der gegen Philoktet geübten Verstellung müde, ihm den bereits geraubten Bogen zurückgiebt, während Odysseus hinzutritt und heftig Einspruch erhebt. Die Scene spielt vor der. Höhle des Philoktet und in Gegenwart des Chores, der hier aus griechischem Schiffsvolke besteht. Auf dem andern "Bilde ist der in diesem einen Falle bei Sophokles durch den Äöu» ex MÄMlUl herbeigeführte Ausgang der Handlung dargestellt. Herakles erscheint oben auf einer Wolke und verkündet dem Philoktet> der anbetend aufs Knie gesunken ist, die Erlösung von seinen Leiden. Neoptolemos und der Chor, in der Ferne auch Odysseus, lauschen erstaunt, zum Theil auch sie in betender Stellung, den Worten des Heros. Zur Seite ein Ausblick auf das buchtige Gestade und das vulcanische Land der Insel Lemnos. Die letzten drei Tafeln fallen auf dieTrachinierinnen". Die erste versetzt uns in das Innere der Königsburg von Trachis. Deianira mit ihren jugend­lichen Freundinnen, welche den Chor bilden, empfängt die von ihrem Gemahl Herakles im Kampfe erbeuteten Frauen, die, von Lichas geleitet, hereinziehen, an ihrer Spitze Jole in stummer Trauer und Beschämung. Deianira redet sie freundlich an, wird aber von Lichas, der die Untreue des Herakles zu verbergen bemüht ist, unterbrochen. Das zweite Bild ist wieder nicht der scenischen Darstellung selbst, sondern dem Berichte Deianira's an den Chor entnommen. Die Königin steht allein in ihrem Gemach. Mit Schaudern gewahrt sie, wie die auf den Boden geworfenen Wvllenflocken, die sie benutzt hatte, um das dem Herakles gesandte Gewand mit dem Zaubermittel des Nessos zu bestreichen, im Sonnenlichte sich entzünden und von den Flammen verzehrt werden. Durch das Fenster der Blick auf das Oetagebirge. Auf dem letzten Blatte endlich sehen wir Herakles vor seinem Feuertode und seiner Verklärung. Vier Männer haben ihn auf einer Bahre nach Trachis gebracht und vor dem Königspalaste niedergesetzt. Hier bricht er noch einmal in schreckliche Zorn- nnd Verzweiflungsrufe aus und verlangt stürmisch nach dem Tode. Sein Sohn Hyllos kniet in Herzensangst an der Bahre, um den Vater zu unterstützen, während ringsum Männer und Frauen den lei­denden Heros theilnehmend betrachten.

In einer vergleichenden Charakteristik Lachmann's und seiner Vorgänger wird man Ramberg und die oben erwähnten Umrisse zu Vergil ruhig bei Seite lassen können, die letzteren, weil sie zu unbedeutend sind, den ersteren, weil er nicht bloß in seiner Auffassung der Antike, sondern auch in seiner