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in München hinzugekommenen Blätter sind übrigens nickt vom Künstler selbst, sondern von Amsler in München gestochen. Von diesen Genelli'schen Umrissen gilt dasselbe, wie von den Riepenhausen'schen Stichen zu Flaxman: die Quartausgabe ist oft wieder neu gedruckt worden, so daß einzelne Platten jetzt ein wenig abgenutzt erscheinen, bildet aber doch noch immer, namentlich bei ihrer Wohlfeilheit, eine höchst begehrenswerthe Publication. Die letzte Ausgabe vom Jahre 1866 (3 Thlr.) ist noch von Cotta zu beziehen.
Allen den genannten reiht sich nun Ferdinand Lachmann mit seinen Umrißzeichnungen zu Sophokles an. Die 16 Tafeln, die in dem vorliegenden Bande vereinigt und von einem ausführlichen Texte, der über Sophokles, seine dichterische Bedeutung und seine uns erhaltenen Dramen Auskunft giebt, begleitet sind, vertheilen sich so, daß je zwei auf den „Aias", den „Philoktet", die „Elektra", den „König Oedipus" und den „Oedipus in Ko- lvnos", je drei auf die „Antigone" und die „Trachinierinnen" kommen. Das 1. Blatt zeigt den Aias während seines berühmten Monologes vor dem Selbstmorde; das Schwert, in das er sich stürzen wird, ist, mit der Spitze nach oben gekehrt, vor ihm im Erdboden befestigt; eben fleht er den Todesgott um gnädigen Beistand an und ruft dem Sonnenlichte, der Heimat und den ihn umgebenden troischen Gefilden die letzten Abschiedsgrüße zu. — Auf dem 2. Blatte ist das Ende des Streites dargestellt, der sich über die Bestattung von Aias' Leiche erhoben hat. Der Leichnam liegt am Boden, Tek- messa mit dem kleinen Eurysakes kniet ihm zur Seite, zur andern Seite Teukros, welchem Odysseus, der großmüthige Gegner des Aias, die Hand zur Versöhnung darreicht, während Agcimemnon grollend hinweggeht. Der Chor — bewaffnete Jünglinge und Männer mit den Geräthschaften der Bestattung — schließt rings die Gruppe ab. — Das 3. Blatt gehört der „Elektra" an. Elektra und der Chor, Jungfrauen von Mykenä, haben ihre Todesspenden für Agamemnon auf einem vor dem Burgthore stehenden Altare niedergelegt, Klytaemnestra ist dazu getreten und hat ihre Tochter mit Vorwürfen und Drohungen überhäuft; da kommt der greise Erzieher des Orestes und bringt die falsche Nachricht von Orestes' Tode. Elektra folgt mit ängstlicher Spannung seinen Worten, während Klytaemnestra freudestrahlend ihm zuhört. — Die folgende Tafel zeigt den Augenblick des glückseligen Wiedererkennens zwischen Orestes und Elektra; hinter Orestes stehen. an der Freude der Geschwister theiinehmend, Pylades. der Erzieher und andre männliche Begleiter, hinter Elektra wieder der Chor der Jungfrauen, von denen die eine herbeieilt, um ihr die Todenurne, die sie bisher getragen, abzunehmen. Im Hintergrunde über dem Burgthore sind die „mykenäischen Löwen" sichtbar. — Tafel 5 und 6 kommen auf den „König Oedipus". Eben hat Oedipus von dem Boten aus Korinth die Kunde empfangen, daß er nicht