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Antike Dichtung und moderne Kunst.
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worben habe und beabsichtige, entweder die 12 fehlenden Platten oder die gesammten 24 Blätter neu stechen zu lassen, in jedem Falle aber auch die Argonautica in einer neuen Ausgabe den Kunstfreunden wieder zugänglich zu machen.

Nächst Carstens ist der hannöversche Hofmaler Johann Heinrich Ram- berg (17631840) zu nennen, der fruchtbare Taschenbuchillustrator und Car- ricaturenzeichner. Auch er wagte sich an die homerischen Dichtungen und zeich­nete in den Jahren 1827 und 28 eine Reihe von Darstellungen zurJlias, die von ihm selbst radirt, aber erst lange nach seinem Tode, im Jahre 1863 veröffent­licht wurden. (Kölners IIms seriös uncl eomiseii von HWmvK, 1827). Es sind dies, das Titelblatt eingerechnet, 21 Tafeln in Querfolio, auf denen aber nicht mehr als zehn Scenen dargestellt sind; die andere Hälfte der Blätter enthält nur Parodieen der vorhergehenden. Ramberg scheint setner Arbeit bald überdrüssig geworden zu sein; sie ist thatsächlich nur ein Fragment und entspricht durchaus nicht ihrem Titel: von den zehn Tafeln gehören fünf dem ersten, zwei dem dritten und je eine dem 6., 18. und 22. Gesänge der Jlias an. Dankenswert!) ist es immerhin, daß die Verlagshandlung von Wedekind in Hannover 1865 eine zweite Ausgabe veranstaltete; diese ging bald darauf in den Besitz von Griesbach in Gera über, von dem sie noch jetzt zu beziehen ist (2^/z Thlr.).

Der Vollständigkeit wegen schließen wir hieran eine Publication, die 1840 im Kunstverlag in Carlsruhe erschien: 60 Compositionen zu Virgil's Aeneide, gestochen unter Leitung von Eduard Schuler. Sie war augen­scheinlich dazu bestimmt, äußerlich wenigstens ein Gegenstück zu den elf Jahre früher von Schuler selbst gestochenen Nachbildungen von Flarman's Homer abzugeben. In ihrem künstlerischen Werthe ist sie gar nicht mit jenen ,zu vergleichen, denn sie enthält lauter Schülerarbciten von verschiedenen, zum Theil noch unfertigen Händen. Im Buchhandel sind diese Stiche vergriffen.

Der letzte endlich, der wieder Hervorragendes in der bildlichen Darstellung antiker Dichterwerke geschaffen hat, PrellersOdysseelandschaften" müssen, da sie einer durchaus andern Compositionsweise und Technik angehören, selbst­verständlich in einer Uebersicht, wie der hier gegebenen, unberücksichtigt bleiben ist Bonaventura Genelli (l7981868). Carstens' genialer Geisteserbe. Zu den zahlreichen Zeichnungen und Entwürfen, deren Entstehung in die Zeit seines Aufenthaltes in Rom (182232) fällt, gehören auch eine Reihe von Umrißzeichnungcn zur Jlias und Odyssee, die er eigenhändig radirte. Diese vervollständigte er später in München zu einem Bildercyclus von 48 Tafeln 24 zu jedem der beiden Epen und gab diese ganze Serie nebst einem Titelblatte 1844 bei Cotta heraus. (B. Genelli's Umrisse zum Homer mit Erläuterungen von E. Förster.) Das Werk erschien gleichzeitig in zwei Formaten, einmal in Querfolio, das andremal in Querquart. Die später

Grenzbotm IV. 1873. 62