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Nochmals der Staat und das allgemeine Concil.
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Zeitungen aussprechen lassen, daß es ein ^'u8 emmeus des Papstes auf seinem Gebiete niemals anerkennen werde. Wie Italien in dieser Beziehung denkt, das zeigt seine neuere Gesetzgebung. Aber selbst Frankreich, das in dem Ultra- montantsmus heute seinen besten Bundesgenossen zu finden glaubt, selbst Frankreich wäre nicht im Stande, den muthigen Widerstand zu verläugnen, den einst sein Philipp den maßlosen Ansprüchen Bonifacius VIII. leistete, ein Widerstand, mit welchem der weltgeschichtliche Schritt seines Königthums und seines Staatswesens beginnt. Frankreich wäre nicht im Stande, seine galli- kanischen Freiheiten zu verleugnen, welche ein Stolz der Regierung Ludwigs XIV. sind und welche im wesentlichen die Selbstständigkeit des französischen Staates gegenüber dem römischen Stuhl bedeuten. Wir werden es erst glau­ben, wenn wir es sehen, daß eine französische Regierung wagt, zu erklären, sie wolle Frankreich zum Sclaven des römischen Stuhls in dem ganzen Um­fang seiner Ansprüche machen.

Es käme auf den Versuch an, das Papstthum in die Gemeinschaft der christlichen Obrigkeiten zurückzuführen, so daß es diese Gemeinschaft anerkennen und ihr praktisch Folge geben muß. Es käme darauf an, dem Papstthum die usurpirte Stellung zu entreißen, die Ansprüche des Christenthums in der europäischen Gesellschaft allein zu vertreten. Diese Usurpation bringt allen Regierungen und allen Völkern gleichmäßig ernste Gefahren und die Phrase der Trennung des Staates von der Kirche ist nichts anderes als leichtsinnige Anerkennung dieser Usurpation. Die Phrase gelangte zur Herrschaft, als eine oberflächliche Afterbildung meinte, mit der Religion sei es in der Welt vorbei und der Staat habe nichts Dringenderes zu thun, als von der Sinkenden sich zu trennen. Heute weiß, wer Augen hat, daß die Macht der Religion nie auf­gehört lebendig zu sein und daß von der Coneentration der Macht, welche wir Staat nennen, die sittliche Macht ausschließen, so viel heißt, als den Staat aller Macht berauben.

0r.

Die Aussen in ßentralasien. *)

Daß mit der Unterwerfung Chiwas Rußlands Vordringen in Mittelasien zum Abschlüsse gelangt sei wer wollte das glauben? Es geht mit den russischen Versicherungennun endlich sei das letzte Blatt der Artischoke ver-

") Eine Studie über die neueste Geographie und Gcschichle Centmlasiens von Friedlich von HeUwald. Augsburg, Butsch 1872.