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Eine russische Stimme über den Proceß von Trianon.
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Feinde hatten. Es ist schwer sich eine erbärmlichere Lage eines Kaisers vor­zustellen: die Interessen des Landes verlangten das eine und seine persönlichen Interessen das andere; er unterlag auch in diesem Kampfe ohne eine tragische Größe erlangt zu haben; er fand seinen Untergang darin, wo er seine Ret­tung suchte.

Uebrigens hat die Geschichte bereits ihr Urtheil über Napoleon gesprochen. Was aber um ihn herum geschah, das bleibt ganz unbegreiflich ....

(Im Folgenden schildert der Artikel der Moskauer Zeitung die seltsamen Handlungen der Truppenbefehlshaber und die unverantwortlichen Fehler, welche sie begangen).

In diesem ganzen Wirrwarr der seltsamsten Handlungen der Befehls­haber der verschiedenen Truppentheile sieht man nur wie einer den andern zu irgend welchem Zwecke betrügt, wie alle sich gegenseitig verdächtigen, vieles verheimlichen, ihren direkten Pflichten nicht nachkommen, und sich ihrer Auf­träge nicht entledigen, und wie hernach einer die Schuld auf den andern wälzt, und wird jetzt höchst wahrscheinlich noch Vieles dem Kaiser zur Last gelegt werden, Dank dem Umstände, daß er todt ist. Ueberall treten der Verfall, die Zerrüttung und die tiefgehende Sittenlosigkeit zum Vorschein.

Nachdem die Moskauer Zeitung die Beschuldigungen, welche dem Mar­schall Bazaine zur Last gelegt werden, geschildert, fährt sie wie folgt, fort:

Die durch den Prozeß aufgedeckten Umstände zeigen, wie tief das Uebel der politischen Sittenlosigkeit selbst in die Armee gedrungen ist; noch einen Schritt weiter, so wird Frankreich sich in derselben Lage wie Spanien unter dem Einfluß der militärischen Pronunciamento's befinden. Der Zufall wollte es jedoch, daß dieser Prozeß gerade in demselben Augenblicke verhandelt wird, wo die Nationalversammlung endlich die Frage über das zukünftige Schicksal Frankreichs zur Entscheidung bringen soll, und zum Glücke hat Frankreich in diesem schweren und entscheidenden Augenblicke einen ganz ehrlichen Mann an der Spitze, welcher Frankreichs zerrüttete Macht überwacht, sich der Achtung aller Parteien erfreut und das unbegrenzte Vertrauen der Armee genießt. In dem trüben Bilde, welches der Prozeß uns entworfen, erscheint als die einzige makellose und aufrichtige Persönlichkeit der Marschall Mac-Mahon, dessem Schutze die jetzigen Vertreter Frankreichs so vernünftig waren, das Schicksal des Landes anzuvertrauen.

Zur Zeit des Krieges war er der einzige, der um das Land bedacht war. Er erfüllte seine Pflicht mit Strenge und ohne Hinterlist. Nachdem er nach der Niederlage bei Wörth die Ueberreste seines Corps so viel er konnte ge­rettet und in Chalons eine neue Armee zusammengebracht, war er der An­sicht, daß die Rettung des Landes den Rückzug auf Paris erfordere und be­stand lange darauf; als er aber von Bazaine die Depesche erhielt, daß der-