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Aus Schwaben.
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Animosität geführt wurde, kam natürlich nichts Neues zu Tage: schließlich aber wurde die Bitte mit 66 gegen 27 Stimmen angenommen; von letzteren motivirten hinwiederum 11 durch Elben ihr Votum dahin, daß sie zwar ma­teriell mit dem Antrag einverstanden seien, denselben aber als ausschließlich vor das Forum des Reichs gehörig betrachten.

Zuletzt kamen noch die etatsmäßigen Leistungen für das Reich zur Sprache, wobei Holder specielle Wünsche bezüglich der Vertretung Württembergs im Bundesrath aussprach und der Regierung empfahl, durch Erwerbung eines passenden Gebäudes in Berlin für die schwäbischen Abgeordneten wie für die Bundesrathsmitglieder daselbst einen Mittelpunkt, gleichsam eine Heimstätte im fernen Norden zu begründen.

Auffallend war, daß bei dieser Etatsposttion von nationaler Seite die Frage der endlichen Beseitigung des Kriegsministeriums nicht zur Sprache gebracht wurde, obgleich gerade die Vorkommnisse der letzten Monate das Un­erträgliche des bisherigen Zustands so klar zu Tage legten. Allerdings wird die im Eingang unserer Correspondenz erwähnte thatsächliche Degradirung der übrigen Minister, ganz besonders für den Kriegsminister, dem selbst nicht ein­mal der Ständekammer gegenüber mehr ein Platz übrig geblieben ist, die Wirkung haben, daß derselbe sich fernerhin als bloser bureaukratischer Ver­waltungschef jeder Nangstreitigkeit mit dem wirklichen Inhaber der militäri­schen Gewalt, dem unserem Lande jetzt glücklich erhaltenen Kriegscommandan­ten General von Stülpnagel enthalten wird. Auch hier liegt ein sichtbarer Compromiß der nationalen Partei vor!

Blicken wir auf den seitherigen Gang der Debatten zurück, so läßt sich nicht verkennen, daß bisher die Volkspartei mit einer bei ihr ungewohnten Zurückhaltung und Mäßigung aufgetreten ist. Wir wissen nicht, ob diese Haltung als eine Folge der vor einiger Zeit in Frankfurt gefaßten Beschlüsse dieser Partei in der Programmfrage, oder aber als ein thatsächlicher Beweis der zunehmenden Eingewöhnung in die neuen Zustände anzusehen ist. Wie man hört, geht man sogar von volksparteilicher Seite damit um, bei der be­vorstehenden Debatte in der Gesandtschaftsfrage die nationale Partei, welche dem Ministerium gegenüber vinculirt ist, durch logische Consequenz zu be­schämen.