Beitrag 
Wilhelm Jensen.
Seite
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wilder Nacht Richtschmaus und Rundtrank auf dem einsamen Felsen. Es sind Leute, die wirklich die Grundlage ihres Daseins losgelöst haben vom Festland, die bereits mit einem Fuß in der tückischen Fluth stehen; und sie Alle kennen keine höhere Lebensweisheit als das oarxo äisin, den reichlichsten Sinnengenuß des Augenblicks. Sie erzählen sich die ihnen interessantesten Geschichten ihres Lebens, ohne jede Prüderie natürlich. Die Mädchen sind so frei davon wie die Männer. Viele dieser wilden Erzählungen aus dem fessellvsen See- und Strandleben einer früheren Zeit sind voller Poesie, trotz ihres derben Realismus. Wer sollte z. B. nicht ergriffen werden von Jack Flatnose's Geschichte? Er und Bob Littlemouth sind die Wärter auf dem früheren Leuchtthurm- gewesen. Das ist manches Jahr her. Sie waren bei stillem Wetter nach Ram-Head zu ihrer Liebe gefahren und gegenseitig eifer­süchtig geworden durch Scherze der Kameraden und stießen in Unfrieden von Land. Unterwegs schon werden sie wieder die besten Freunde. Aber der lustige Bob ist melancholisch geworden. Er sieht Old Darby, das Meerge­spenst mit der Laterne über den Ocean schreiten und der böse Blick gilt ihm. Da muß er sterben. Flatnose ist ärgerlich über den dummen Scherz, weiß nicht, ob Bob zu viel oder zu wenig getrunken und giebt ihm das Glas; doch es fällt und bricht in Scherben. Bob ist wirklich todt. Draußen wüthen die Stürme der Gleiche, tage-, wochenlang. Immer thut Jack die Arbeit für zwei, bei Tag, bei Nacht. Der todte Kamerad liegt auf dem Bett neben ihm. und manche Nacht erzählt er Bob die alten Schnurren, über die sie so fröh­lich gelacht haben. Schließlich sagt er ihm aber:Du hast immer so die frische Luft geliebt, Bob, und ich weiß. Du würdest selbst zuerst commandiren, daß man Dich über Bord würfe, wenn Du länger in Deiner eigenen Gesellschaft hier schnaufen solltest. Nimm mir's nicht übel, Bob, es hilft nun ja einmal nichts, und wenn ich bleiben soll, mußt Du gehen. Du weißt aber, daß ich hier bleiben muß, denn ich habe einen Eid geschworen, es zu thun, und ich könnte auch nicht weg, wenn ich wollte, da die Boote über Bord sind . . . Mit einem Wort, Du riechst nicht mehr, mein guter Bob, und das ist ein Vortheil für Dich, aber nicht für mich, denn es geht schlechterdings nicht länger, Bob darum, ohne Lebewohl, Bob ". Wie Jack ihn nun über die Brüstung ins Meer werfen will, fällt ihm plötzlich ein, die blonde Charlot könne glauben, er habe Bob umgebracht, da sie im Streit von Ram-Head abfuhren, Da ging ich wieder zu dem todten Bob Littlemouth in die Stube und zimmerte aus Tischen und Stühlen einen plumpen Sarg, in den ich ihn hin­einlegte und die Ritzen mit Kleiderfetzen zustopfte. Die Fenster und die Thür meiner Stube standen Tag und Nacht offen, sonst konnte ich nicht athmen. Ich mußte essen und trinken, um nicht umzufallen; aber was ich trank,