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Neueste deutsch-dänische Verständigungsversuche.
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bekanntlich die Kopenhager Fama, die sogenannte öffentliche Meinung da­selbst und der dortigen Tagespresse ihres Gleichen, findet sie aber nirgends. Daher wurden und werden denn auch alle diese auf deutscher Seite mit un­serer gewöhnlichen großmüthigen Vertrauensseligkeit sehr wohl aufgenommenen und stets über Gebühr gepriesenen Verständigungsversuche auf dänischer Seite niedergeschrieen, und wenn auch eines oder das andere den Muth haben sollte sie wieder aufzunehmen, so wird sein Schicksal genau dasselbe sein. Sagen wir es uns gerade Herade heraus, die Sache liegt hoffnungslos und wenn das Buch Herrn Strodtmcmn's keine andere Bedeutung hätte, als die einer solchen Danaidenarbeit, so würden wir es nicht für nöthig halten, die Leser dieser Blätter darauf als aus eine sehr lehrreiche und ansprechende Leistung aufmerksam zu machen.

Sein Verdienst liegt anderswo. Die wunderlich verschobenen oder wahn­sinnig verwirrten Verhältnisse zwischen Dänen und Deutschen, woran die ersteren die alleinige Schuld tragen, bringen es mit sich, daß die tausend und abertausend Fäden früherer persönlichster und intimster Beziehungen zwischen den beiden Nationen heute zum großen Theil zersplittert sind. Früher fühlte sich der gebildete Deutsche in Dänemark ebenso zu Hause wie in Deutsch­land selbst und zwar im nächsten Sinn des Wortes, nicht etwa blos weil jeder nur einigermaßen gebildete Däne in ihm seinen Landsmann viel eher als wie etwa in einem plumpen jütischen Bauer oder Spießbürger erkannte, sondern auch weil der Deutsche damals kaum anderswo in der ganzen Welt mit so zuvorkommender Höflichkeit und humaner Urbanität sich aufgenommen sah, wie in Kopenhagen. Gleiches erfuhr der gebildete Däne in Deutschland und wenn er auch vielleicht die geschmeidige Gewandheit des geselligen Tones seiner nordischen Circel in den Salons von Hamburg, Berlin, Dresden und Wien vermißte, so kam ihm dafür eine desto wärmere Herzlichkeit des auf­richtigsten Wohlwollens entgegen, wie wir Deutsche es nur gegen Fremde aber gegen diese stets aufzubringen vermögen. Daher denn auch in der Epoche der Seßhaftigkeit vor dem Anbruch unseres reiselustigen Zeitalters doch ein reges Hin- und Herwogen von Touristen aller Art und jeden Berufs zwischen beiden Ländern. So war es natürlich, daß Deutschland in Däne­mark, und Dänemark in Deutschland bis in die innersten Falten ihres Wesens einander so bekannt und vertraut wurden, wie es wohl selten zum zweiten- male vorkommt, denn gewöhnlich ist eine solche Vertrautheit blos einseitig, hier war sie gegenseitig. Das hat sich gründlich geändert und heute gilt eine Reise nach Dänemark, wenn sie nicht eine Geschäftsreise ist oder eine moderne Dampfvergnügungshetze, beinahe für ein gefährliches Unternehmen, obgleich auch hier das alte WortBange machen gilt nicht" wahr bleibt. Ein Däne aber, wenn er nicht moralisch und körperlich gelyncht sein will, muß sich hüten