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und Bayern der Preis der Hildburghauser Waaren in Nürnberg zu hoch wurde, gründete Fleischmann in Nürnberg in einem Hause am Lauffer Thor unter der Firma „Vöit und Fleischmann" eine Zweigfabrik jener Anstalt in Hildburghausen. Dieselbe rentirte sich, wurde allmählig erweitert und im Jahre 1834 in das Tucher'sche Haus verlegt. Sie fertigte nun neben den Puppenköpfen auch anderes Spielzeug aus Papiermache', (einer Mischung aus Papiermasse, Mehl und Leim) Schäfereien, Menagerien, u. s. w., später auch größere Figuren, Statuetten, Büsten und architektonische Ornamente zur Decoration von Zimmern und Sälen. Alles das fand, besonders in Amerika, viel Anklang und Abnahme. Im Jahre 1838 bestellte König Ludwig I. von Bayern, durch Vermittlung L. v. Klenze's, dem die Erzeugnisse der Fabrik in hohem Grade gefallen hatten, eine Anzahl dreizehn FuU hoher Karyatiden für den Tanzsaal der Residenz in München, welche aus Papierteig gefertigt werden mußten, weil jedes andere Material für den beabsichtigten Zweck zu schwer erschien. Sie fielen zur vollen Zufriedenheit des Bestellers aus. Dadurch wurde der Ruf der Anstalt in weiteren Kreisen begründet; es mehrten sich nun auch die größeren Aufträge. Die Fabrik übernahm die ganze Ausstattung von Tanzsälen mit Ornamenten, Büsten, Statuetten, Kronleuchtern :e. Im Jahre 1840 begann Fleischmann, auf Veranlassung seines Bruders Dr. Gottfried Fleischmann, welcher Professer der Anatomie an der Universität Erlangen war, anatomische Gegenstände, besonders Knochen und ganze Körpertheile in seiner Masse, naturgetreu bemalt, nachzubilden. Sie fanden, wegen der Sorgfalt und Treue mit der sie ausgeführt waren, viel Beifall, wurden vielfach als Lehrmittel benutzt und werden in der Fabrik noch heute in großen Mengen gefertigt. Als dann im Jahre 1845 die Kartoffelkrankheit in Bayern ausgebrochen war, fertigte Fleischmann im Auftrage der Staats-Regierung getreue Nachbildungen von kranken Kartoffeln, welche zur Belehrung an die Landleute vertheilt wurden. Daran schließt sich die Nachbildung von Früchten aller Art, Schwämmen, Petrefakten :c., ferner Charakterköpfen fremder Menschenracen, Portraits berühmter Persönlichkeiten, Thierköpfen, ganzen Thieren :c. Auch vorweltliche Thiere wurden theils für Schulen, theils für die auf Messen umherziehenden Schaubuden, sodann Ritter-Rüstungen und Folterwerkzeuge, zur Ergänzung von Sammlungen, zur Decoration von Zimmern und für Theater, für letztere auch Kamine, Vasen, Brode, Braten und Speisen aller Art gefertigt.
Im Jahre 1862 begann die Fabrik, welche unterdessen der Sohn Wilhelm Fleischmann, der jetzige Besitzer, übernommen hatte, neben dem Papiermache auch Thon zu verarbeiten, copirte zunächst alte Oefen, theils einfach grün, theils bunt bemalt und glasirt, welche für restaurirte alte Schlösser,