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Weltausstellungsbericht : 5. Die Plastik.
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Weltausstessungsbericht.

3. Die Plastik.

Wenn es in den neulich beschriebenen Sälen der Kunsthalle verhältniß­mäßig leicht ist, eine Uebersicht über die Leistungen auf dem Gebiete der Malerei, so weit sie eben ausgestellt sind, zu erhalten, so ist es da­gegen überaus schwierig, die Sculptur in ihrem Zusammenhange zu stu- diren und zu würdigen, weil die plastischen Kunstwerke nicht an einem Orte vereinigt, sondern als Dekorationsstücke an verschiedenen Orten aufgestellt sind, was für einzelne dieser Werke an und für sich allerdings von Vortheil sein mag. Zudem kommt, daß die deutsche Plastik noch viel weniger vollständig vertreten ist als die Malerei, was seinen sehr triftigen Grund darin hat, daß eben die bedeutendsten Werke der Plastik monumentaler Art sind, im Allge^ meinen also das sehr glücklich aufgebaute, wirkungsvolle Denkmal des Königs Maximilian II. von Bayern von Z ambusch bildet eine Ausnahme nicht transportabel sind. Es ist mir deshalb nicht gelungen auf dieser Aus­stellung mir ein Urtheil über den Werth der Sculpturen der verschiedenen Länder und Schulen zu bilden. Ich kann daher hier von Werken der Sculptur nur einige wenige namhaft macheu, welche mir aufgefallen sind.

Zu den besten Monumentalsiguren gehört ohne Zweifel Adolf Brey- mann's für Braunschweig bestimmte, würdevolle, eherne Statue Heinrich's des Löwen, welche in dem kleinen Hofe vor dem Deutschen Versammlungs- Hause steht. Auch Donndorf's Modell zu dem Reiterstandbilde des Großherzogs Carl August von Weimar wird sehr gelobt. Von der schönen Portrait-Statue Rauch's von Friedrich Drake in Berlin, welche in Marmor schon seit einigen Jahren in der Halle des alten Museums zu Berlin steht, ist hier das Gypsmodell. Sie ist meiner Ansicht nach ein Meisterwerk ersten Ranges und ein Muster für ähnliche Darstellungen. Freilich hat die in Wirk­lichkeit großartige Gestalt des berühmten Bildhauers dem Künstler die Lösung seiner Aufgabe wesentlich erleichtert. Schöne Arbeiten haben auch Reinhold Begas in Berlin (badendes Mädchen). August Wittig in Düsseldorf, C. Kundmann in Wien, Emil Wolf und Johann Kopf in Rom ausgestellt.

Die französische Groß-Plastik hat mich wenig angezogen. Sie zeich­net sich im Allgemeinen weniger durch edle monumentale Auffassung als durch sorgfältig studirten, pikanten Vortrag aus. Von den französischen Broncen werde ich gelegentlich der Kunst-Industrie sprechen.

Viel Aufsehen machten beim großen, nicht kunstverständigen Publikum die italienischen Marmorstatuen. Dieselben sind mit einer Vollendung