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Wiener Witz und Wiener Blut.
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Wie ist da zu helfen?"

Nun, ich weiß ein Mittel, oder vielmehr zwei. Natürlich sind sie nicht, für Jeden, und sie helfen nicht gegen Alles. Helfen werden sie aber für Alle, die guten Willens sind und nur durch den Mangel an Zeit verhindert werden Wien und seine wirthschaftlichen, ethischen und ethnologischen Kulturzustände so zu studiren, wie sie es verdienen.

Es sind zwei kleine Bücher. Das eine heißtWiener Spazier­gänge" von D. Spitzer und das andereWiener Blut" von Fried­rich Schlögl, beide bei L. Rosne in Wien erschienen, wenn ich .nicht irre, schon in kürzester Frist in wiederholten Auflagen.

Ich erinnere mich noch aus meiner Jugend, daß, als einige Jahre nach der Juli-Revolution der Abbe' Lamennais seineWorte eines Gläubigen" (Carole?, «l'iin ei'0Mnt>) herausgab, und der Papst solche auf das Verzeichnis) derverbotenen und verdammten Schriften" (imlox liworum proMitorum et clamnatoruw)") brachte, der heilige Vater in diesem Falle, in welchem der irrgelaufene Autor ein katholischer Priester und ein Mann von bewunderns- werthcr Begabung war, ein Uebriges thun zu müssen glaubte und das Ver­dammungsurtheil (was sonst nicht üblich) mit Entscheidungsgründen versah, indem er dem Titel des verworfenen Buches in pontifikalem Lapidarstil hinzu­fügte:Dies Buch ist zwar klein an Umfang, aber riesengroß an Verderbniß" pÄrvum voluminv, sacl xi-evitaw iriMns).

Ich hoffe, die Herren Schlögl und Spitzer werden mir es nicht verübeln, wenn ich die päpstliche Charakteristik auch auf sie anwende. Man kann in der That von demWiener Blut" und denWiener Spaziergängen" sagen, daß diese Bücher zwar klein an Umfang, aber riesengroß (nicht an Verderb­niß, sondern) an vortrefflichem Inhalte sind.

Das Buch von Friedrich Schlögl schildert dasNebeneinander", das von D. Spitzer dasNacheinander". Jenes giebt uns mit breitem 'Pinsel kroseo gemalte Kulturbilder aus dem Volksleben der alten Kaiserstadt an der Donau; dieses giebt uns mit scharfer Feder ausgeführte Zeichnungen der Einzelerscheinungen, wie solche in der Geschichte der letzten vier Jahre zu Tage getreten. Dort erblicken wir alle Stände und Volksklassen Wiens, gruppirt um ihre Fundorte und localen Centra, namentlich aber die unteren Volks­klassen und die entlegeneren Vorstädte, Vororte undGründe"; also nament­lich die Orte und die Schichten, deren Studium wegen ihres specifischen Charakters für den Fremden ' am schwierigsten ist. Hier dagegen erhalten

Dieser Index besteht heuteoch und wird jedes Jahr verbessert und vermehrt. Die« hindert jedoch unsere biedern Klerikalen in Deutschland durchaus nicht, im Widersprüche mit den Ge. pflogcnhcitcn desUnfehlbaren" für Preßficihcit zu schwärmen, natürlich mir zeitweise und je nach Zweck und Ersprießlichkeit.